Mechtild Borrmann: Der Geiger
Mit DER GEIGER gelingt Mechthild Borrmann ein fesselnder Krimi mit geschichtlichen Infos aus der Sowjetunion kurz nach dem 2. Weltkrieg.
Alexander “Sascha” Grenko, der sich in seiner Jugend ein lĂ€ngeres Strafregister zugelegt hat, ist solide geworden. Er arbeitet schon seit mehreren Jahren als Computerspezi bei einem Kölner Sicherheitsdienst als er einen Anruf seiner Schwester bekommt. Nach dem Tod ihrer Eltern waren die beiden Aussiedlerkinder getrennt worden. Viktoria wurde adoptiert, wĂ€hrend Sascha den Heimalltag und viele schrĂ€ge Mitinsassen kennenlernte. Jetzt bittet sie ihren Bruder um Hilfe. Doch bevor die beiden lĂ€nger miteinander sprechen können, wird Viktoria ermordet. Auf Umwegen gelangt Sascha an den SchlĂŒssel zu einem SchlieĂfach, in dem seine Schwester einige Dokumente hinterlegt hat. Sie belegen, dass ihre Familie einmal im Besitz einer echten Stradivari-Geige gewesen ist.
Und tatsĂ€chlich: Saschas GroĂvater Ilja war damals ein bekannter russischer Geiger, bis er 1948 spurlos verschwand. Offiziell hieĂ es bei den Behörden der damaligen Sowjetunion, dass er sich ins Ausland abgesetzt habe. Doch alle Nachforschungen der Familie endeten stets im Sicherheitsministerium. Und wie sein Besitzer, so blieb auch die kostbare Geige seit damals verschwunden. Mit UnterstĂŒtzung seines Chefs reist Sascha nach Moskau, um dem alten Familiengeheimnis und dem wertvollen Instrument auf die Spur zu kommen.
Deportationen in der Sowjetunion
Spannend und raffiniert eingefĂ€delt, erzĂ€hlt uns Mechthild Borrmann eine erschĂŒtternde Geschichte, die von den Grauen des sowjetischen Regimes in der Nachkriegszeit berichtet. Schon in ihrem DebĂŒtkrimi “Wer das Schweigen bricht” gelang ihr der Spagat zwischen einer spannenden Story und einer ambitionierten Handlung, die von Nazi-Deutschland bis in die Gegenwart fĂŒhrte. Mit “Der Geiger” gelingt ihr wieder ein subtil fesselnder Krimi mit vielen geschichtlichen Hintergrundinfos.
Dieses Mal beschĂ€ftigt sie sich mit den grausamen Deportationen nach dem Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion unter Stalin. Wie schon in den dreiĂiger Jahren wurden auch jetzt wieder viele Intellektuelle und “BĂŒrgerliche” unter meist scheinheiligen GrĂŒnden in den Osten verbannt. Sie mussten dort unter menschenunwĂŒrdigen Bedingungen arbeiten und leben. Diesen geschichtlichen Background verbindet sie geschickt mit den Bedingungen im heutigen Russland. In diesem zĂ€hlt “Druschba” (Freundschaft) noch immer viel. Und in dem sich immer wieder zeigt, wie pragmatisch die MachtverhĂ€ltnisse zwischen Kriminellen und Offiziellen nur zu oft verteilt sind.
Die Autorin
Mechtild Borrmann, Jahrgang 1960, verbrachte ihre Kindheit und Jugend am Niederrhein. Bevor sie sich dem Schreiben von Kriminalromanen widmete, war sie u.a. als Tanz- und TheaterpĂ€dagogin und Gastronomin tĂ€tig. Mit âWer das Schweigen brichtâ schrieb sie einen Bestseller, der mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde und wochenlang auf der KrimiZeit-Bestenliste zu finden war. FĂŒr den âGeigerâ wurde Mechtild Borrmann als erste deutsche Autorin mit dem renommierten französischen Publikumspreis âGrand Prix des Lectricesâ der Zeitschrift âElleâ ausgezeichnet. 2015 wurde sie mit âDie andere HĂ€lfte der Hoffnungâ fĂŒr den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Mechtild Borrmann lebt als freie Schriftstellerin in Bielefeld. Weitere Romane von Mechtild Borrmann: Feldpost # GrenzgĂ€nger # TrĂŒmmerkind #