Mechtild Borrmann: Die andere HĂ€lfte der Hoffnung

Mechtild Borrmann: Die andere HĂ€lfte der Hoffnung

Mechtild Borrmann gelingt mit DIE ANDERE HÄLFTE DER HOFFNUNG ein aufreibender Krimi mit einem Bild auf die ukrainischen Gesellschaft.

Als Bauer Matthias Lessmann an einem frostigen Februarmorgen seine Schafe versorgen will, traut er seinen Augen nicht. Auf der Straße zu seinem einsamen Hof an der hollĂ€ndischen Grenze kommt ihm eine kaum bekleidete junge Frau entgegen. Sie bittet ihn eindringlich um Hilfe. Eigentlich will der 69-jĂ€hrige Witwer keinen Ärger, aber er kann die frierende junge Dame auch nicht in der KĂ€lte stehen lasen. Kurzentschlossen nimmt er sie mit ins Haus. Als kurz darauf ein Luxusschlitten mit DĂŒsseldorfer Kennzeichen vorfĂ€hrt, aus denen zwei ĂŒberaus zwielichtige Typen steigen, scheucht er die Fremden mit einem Warnschuss aus seinem Jagdgewehr davon. WĂ€hrend dessen ermittelt der junge MilizionĂ€r Leonid Kujan, der einmal voller Enthusiasmus in den ukrainischen Staatsdienst eingetreten war, mehr oder weniger desillusioniert und daher heimlich in einem Fall von verschwundenen ukrainischen Studentinnen. Sie hatten fĂŒr ein halbes Jahr einen Studienplatz und einen Job in Deutschland erhalten, aber nie wieder auftauchten. Weder an der Uni oder bei ihrem Arbeitgeber, noch in ihrer Heimat. Gehören die beiden FĂ€lle zusammen?

Die Ukraine in „Die andere HĂ€lfte der Hoffnung“

Mechtild Borrmann gelingt mit „Die andere HĂ€lfte der Hoffnung“ ein ungeheuer spannender und emotional aufreibender Krimi. Der leider nur zu gut in unser Bild der frĂŒheren Ostblockstaaten passt. In RĂŒckblenden geht sie auf die Katastrophe von Tschernobyl ein. Und die massiven Konsequenzen dieses selbst verschuldeten Unfalls fĂŒr die Bevölkerung ein. Dabei zeigt sie, wie der ukrainische Staatsapparat mit Zuckerbrot und Peitsche. Mit guten Beziehungen und drakonischen Strafen eine Decke der Schweigens ĂŒber die Ereignisse zog. Ein Prinzip, das sich offenbar bis heute nicht grundlegend geĂ€ndert hat. Denn auch ihre Geschichte der Studentin Kateryna verlĂ€uft ebenso tragisch wie die Ermittlungsversuche des Polizisten Leonid Kujan. Er stĂ¶ĂŸt immer wieder auf eine Wand des Vertuschens bis er nach seiner Suspendierung die Sache selbst in die Hand nimmt.

Ein beunruhigendes Bild

Mechtild Borrmann gibt ein ebenso eindringliches wie beunruhigendes Bild der ukrainischen Gesellschaft. Das Bild ist geprĂ€gt durch Networking und Vetternwirtschaft, KriminalitĂ€t und Menschenhandel. Und in dem die wenigen aufrechten KrĂ€fte nur wenige Chancen haben. „Die andere HĂ€lfte der Hoffnung“ hat momentan auch noch eine weitere traurige AktualitĂ€t. Denn nach den letzten nicht russisch-freundlichen Wahlen steht der ewige große Bruder schon wieder vor der TĂŒr

Die Autorin
Mechtild Borrmann, Jahrgang 1960, verbrachte ihre Kindheit und Jugend am Niederrhein. Bevor sie sich dem Schreiben von Kriminalromanen widmete, war sie u.a. als Tanz- und TheaterpĂ€dagogin und Gastronomin tĂ€tig. Mit „Wer das Schweigen bricht“ schrieb sie einen Bestseller, der mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet wurde und wochenlang auf der KrimiZeit-Bestenliste zu finden war. FĂŒr den “Geiger” wurde Mechtild Borrmann als erste deutsche Autorin mit dem renommierten französischen Publikumspreis “Grand Prix des Lectrices” der Zeitschrift “Elle” ausgezeichnet. 2015 wurde sie mit “Die andere HĂ€lfte der Hoffnung” fĂŒr den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. Mechtild Borrmann lebt als freie Schriftstellerin in Bielefeld. Weitere Romane von Mechtild Borrmann: Feldpost # GrenzgĂ€nger # TrĂŒmmerkind #

hallo-buch.de -
Rezensionen und
Buchtipps von Silke Schröder
hallo-buch.de

      

© Droemer Verlag
320 Seiten
12. September 2014
ISBN: 978-3426281000

      

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