Ulrich Wickert: Das Schloss in der Normandie
DAS SCHLOSS IN DER NORMANDIE von Ulrich Wickert ist ein politischer Krimi um das Verhältnis Frankreichs zum alten Kolonialreich Afrika.
Eigentlich läuft es für den Richter Jacques Ricou sehr gut. Jeden Morgen schlürft er genüsslich den Kaffee in seinem Lieblings-Bistrot. Mit der Beziehung steht’s bestens und über die Arbeit kann er sich auch nicht beklagen. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Dem Präsententen des afrikanischen Kleinstaates Äquatorialguinea werden nicht nur Korruptionsvorwürfe gemacht, er soll auch in Menschenrechtsverletzungen, Mädchenhandel und Prostitution verstrickt sein. Jaques Ricou reicht Klage gegen den Machthaber ein. Das hat ungeahnte Folgen, denn der schwerreiche Mann hat auch in Paris gute Freunde. Und beste Beziehungen bis in höchste französische Staatsämter. Gegen Jacques wird eine unglaubliche Intrige eingefädelt, gegen die er sich kaum wehren kann. Der Schlüssel zur Aufklärung des Falls scheint in einem alten Schloss in der Normandie zu liegen. Das als psychiatrische Klinik genutzt wird. Und als ob das alles nicht reicht, stellt ihn auch noch seine langjährige Freundin, die Journalistin Margaux, vor vollendende Tatsachen. Sie ist schwanger.
Das Schloss in der Normandie
Dass sich der langjährige Tagesthemen-Moderator und Frankreich-Korrespondent Ulrich Wickert sehr gut in der französischen Politik auskennt. Wissen wir schon aus mehreren Krimis mit dem unbeugsamen Ermittlungsrichter Jacques Ricou. In seinem neuen Thriller “Das Schloss in der Normandie” begibt er sich auf die mehr oder weniger fiktiven Fährten des groĂźen Geldes, das nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Politik hinter den Kulissen scheinbar alles möglich macht. Wer schmiert hier wen, wer wird fallen gelassen und bei wem werden trotz schwerster Verbrechen gern mal beide Augen zugedrĂĽckt? In Wickerts Beispiel geht um den kleinen Staat Ă„quatorialguinea im Westen Afrikas, der reich an Erdöl ist und beim pro-Kopf-Einkommen fast europäische Verhältnisse erreicht – im Durchschnitt, denn die meisten der etwa 0,7 – 1,6 Mio. Einwohner sind bettelarm. Leider bleiben neben einem etwas kurz geratenen Finale auch die Figuren in der ansonsten spannend erzählten Story ein wenig blass. Selbst der Beziehung zwischen dem Richter und der Journalistin fehlt es, trotz der ĂĽberraschend eingetretenen Umstände, ein wenig an Emotionalität. So liegen die Stärken von “Das Schloss in der Normandie” von Ulrich Wickerteindeutig bei seinem politisch hochspannenden Hintergrund-Thema. Dem schwierigen Verhältnis Frankreichs zu seinem alten Kolonialreich Afrika.
Ulrich Wickert, 1942 in Tokio geboren, studierte Politische Wissenschaften und Jura in Deutschland und in den USA. Nach Stationen in Hörfunk und Fernsehen, u. a. beim politischen Magazin Monitor. War er ARD-Korrepondent in Washington, New York und Paris. Von 1991bis 2006 moderierte er die Tagesthemen. Weitere Ulrich Wickert Romane bei hallo-buch.de. Das achte Paradies # Das marokkanische Mädchen # Der nützliche Freund # Der Richter von Paris # Das Schloss in der Normandie # Die Wüstenkönigin