Antonio Skármeta: Die Tage des Regenbogens

Antonio Skármeta: Die Tage des Regenbogens

DIE TAGE DES REGENBOGENS von Antonio Skármeta ist ein spannendes Zeugnis über einen wichtigen Wendepunkt in der chilenischen Geschichte.

Chile 1990. Noch immer regiert Diktator Pinochet, und noch immer verschwinden Oppositionelle ohne jede Spur. So wie der Philosophie-Lehrer Santos, der nach ein paar kritischen Äußerungen direkt aus der Klasse heraus verhaftet wurde. Sein Sohn Nico ist verzweifelt, und auch dessen Freundin Patricia glaubt nicht, dass sich die Situation in Chile jemals ändern wird. Wie tausende andere plant sie, gleich nach der Schule ins Ausland zu gehen. Da wird ihr Vater, der Werbefachmann Bettini, von der Regierung gebeten, einen Werbespot für Pinochet zu drehen. Denn dieser hatte sich großmütig dazu bereit erklärt, das chilenische Volk selbst in einem Referendum über seine Regierung abstimmen zu lassen: „si!“ oder „no!“ zu Pinochet. Natürlich erwartet der General einen glanzvollen Sieg.

Bettini, der bislang eher harmlose Spots für Limonaden gedreht hat, entschließt sich, die “No”-Kampagne der Gegner Pinochets zu unterstützen. Aber das ist alles andere als einfach, denn zum einen hat die Mehrheit der Chilenen inzwischen jedes Interesse an der fest zementierten politischen Lage verloren. Und zum anderen muss er 16 Oppositionsparteien unterschiedlichster Couleur von seinem positiven “Regenbogen”- Konzept überzeugen.

Antonio Skármeta: Die Tage des Regenbogens

“No!” – diese Kampagne ging in die chilenische Geschichte ein. Noch nie war ein Diktator vom Volk eine solche Weise abgestraft. Unter dem Druck der internationalen Proteste und in grenzenloser Überschätzung seines Ansehens hatte der despotisch herrschende General Ende der 1980er Jahre eine Volksabstimmung angesetzt. In der über Neuwahlen oder eine Fortsetzung seiner Herrschaft entschieden sollte. Regierung und Opposition hatten jeweils 15-minütige Fernsehspots, in denen sie für sich werben sollten.

Das bunt zusammengewürfelte Parteienspektrum der Pinochet-Gegner glaubte zwar nicht an eine ernsthafte Sieg-Chance, engagierte aber dennoch einen erfahrenen Werbefachmann als Berater. Und tatsächlich: Unter seiner Leitung entstand eine so mitreißende Kampagne, dass am Ende nicht einmal mehr das Militär an dem medial geschlagenen General festhalten wollte. Antonio Skármeta schafft es hervorragend, die damalige Stimmung in dem überraschend modernen Andenstaat aufzufangen.

Dabei beschreibt Antonio Skármeta in „Die Tage des Regenbogens“ sehr anschaulich die Schrecken eines totalitären Systems und die Resignation einer Bevölkerung, deren Mittelschicht hin- und hergerissen ist zwischen dem Frust über die verfahrene Lage und der Angst vor einer möglicherweise revolutionären Veränderung im Land.

Ein spannendes Zeugnis

Aber er schafft es auch, den Ruck und den entflammenden Optimismus darzustellen, der mit der unerwartet sich auftuenden Chance durch das Land ging. So ist “Die Tage des Regenbogens” ein spannendes Zeugnis über einen wichtigen Wendepunkt in der chilenischen Geschichte. Und ein Beispiel dafür. Wie eine Bewegung die Macht der Medien nutzen kann, wenn sie bereit ist, die eingetretenen Pfade der politischen Selbstdarstellung zu verlassen. Verfilmt ist Antonio Skármetas Roman von Pablo Larraín unter dem Titel „¡No!“ Der Film ist 2013 zu Recht für einen Oscar nominiert.

Der Autor
Antonio Skármeta, geboren 1940 in Antofagasta/Chile, erzielte mit seinem Roman „Mit brennender Geduld“ 1985 einen Welterfolg. Auch die Verfilmung des Buchs mit Philippe Noiret als Pablo Neruda war ein internationaler Erfolg. Als Anhänger Salvador Allendes musste Skármeta nach dem Pinochet-Putsch sein Land verlasse. Und lebte von 1974 bis 1989 im Exil in Berlin. Von 2000 bis 2003 ging er erneut nach Berlin, diesmal als Botschafter Chiles. Verfasser zahlreicher Romane, Erzählungen und Drehbücher, die er zum Teil auch selbst verfilmte.

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hallo-buch.de - Rezensionen und Buchtipps von Silke Schröder
hallo-buch.de

      

© Graf Verlag
256 Seiten
Februar 2013
ISBN: 978-3862200306
Original: Los Días
del Arcoiris

      

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