Rosa Ribas & Sabine Hofmann: Das Flüstern der Stadt
In DAS FLÜSTERN DER STADT zeigen Rosa Ribas & Sabine Hofmann die bedrückende Stimmung in Barcelona der 1950er Jahre.
Barcelona im Jahr 1952. Der Krieg ist vorüber und das faschistische Regime des Generals Franco hat Spanien fest im Griff. Die junge Ana Marti arbeitet als freie Journalistin bei einer der großen Tageszeitungen und hält sich mehr schlecht als recht über Wasser, denn als Frau bekommt sie weniger Aufträge als ihre männlichen Kollegen. Da kommt es ihr gerade recht, dass sie die Berichterstattung im Mordfall der reichen Arztwitwe Mariona Sobrerroca übernehmen soll – wobei sie selbstverständlich nur schreiben darf, was ihr die Polizei so in die Feder diktiert. Der Fall scheint schnell gelöst, doch Ana kommt die Sache spanisch vor. Denn die ehrbare Dame war in Besitz von zahlreichen Liebesbriefen eines Ana gänzlich unbekannten Liebhabers. Wer war dieser Mann? Könnte er nicht etwas mit dem Mord zu tun haben? Ana zeigt die Briefe ihrer Tante, der Sprachwissenschaftlerin Beatriz. Die hat sich zwar nach ihrem Berufverbot in die innere Immigration zurück gezogen, doch Ana kann sie überzeugen, ihr zu helfen. So kommen die beiden Frauen einer Sache auf die Spur, die sie mitten in die faschistische Regionalregierung Kataloniens hineinführt.
Das Flüstern der Stadt
Eigentlich schreibt die gebürtige Spanierin Rosa Ribas Krimis, während die Deutsche Dr. Sabine Hofmann sprachwissenschaftliche Bücher und Aufsätze publiziert. Doch in “Das Flüstern der Stadt” (im Spanischen “Don de lenguas” – etwa: die Gabe der Sprachen) haben sie sich gemeinsam auf eine Zeitreise ins Barcelona der frühen 50er Jahre begeben. In der katalanischen Mittelmeermetropole, die inzwischen von Touristen regelrecht überschwemmt wird, erzählen die beiden eine atmosphärisch dichte und spannende Krimigeschichte, die kurz nach dem 2. Weltkrieg spielt – oder besser: einige Jahre nach dem blutigen Bürgerkrieg, der die spanische Gesellschaft zutiefst spaltete und noch heute nicht restlos aufgearbeitet ist. Hofmanns und Ribas’ Geschichte ist raffiniert aufgebaut, spielt mit der feinen Macht der Worte und gibt die bedrückende Stimmung dieser Zeit, mit ihren Denunziationen, Berufsverboten und brutalen Verfolgungsmaßnahmen, authentisch wieder. Entstanden ist ein absolut lesenswerter Roman, der übrigens zweisprachig geschrieben wurde. Zu ihrem ungewöhnlichen Projekt gibt es unter http://rowohlt.de/ribas-hofmann einen Blog, auf dem die beiden Autorinnen diesen Entstehungsprozess öffentlich gemacht haben.
Rosa Ribas, geboren 1963 in Prat de Llobregat, studierte Hispanistik in Barcelona und lebt seit 1991 in Frankfurt am Main. Bisher hat sie sechs Romane veröffentlicht. Sabine Hofmann wurde 1964 in Bochum geboren. Sie studierte Romanistik und Germanistik und arbeitete als Dozentin an der Universität Frankfurt, wo sie auch Rosa Ribas kennenlernte. «Das Flüstern der Stadt» ist ihr erster gemeinsamer Roman. Weiteres: # Die große Kälte # Auf der anderen Seite der Ramblas # Das Flüstern der Stadt