Caragh O’Brien: Das Land der verlorenen Träume
DAS LAND DER VERLORENEN TRĂ„UNE von Caragh O’Brien ist mit seinen vielen ĂĽberaschenden Wendungen eine spannende Jugend-Fantasy-Dystopie.
Die 16-jährige Hebamme Gaia ist vor dem restriktivem Leben in ihrer Enklave geflohen. Mit nichts außer ihrer Kleidung am Leib und ihrer neugeborenen Schwester im Arm sucht sie in der unendlichen Ödnis nach dem Ort, an den schon ihre Großmutter geflohen ist. Am Ende ihrer Kräfte dort angekommen, findet sie nicht das Leben vor, von dem sie geträumt hat. Erst wird ihr die kleine Schwester weggenommen, dann soll sie sich auch noch an vielen neuen, für sie ungewöhnlichen Gesetze halten. Denn in Sylum herrscht eine Matriarchin streng über alle Einwohner, auch über den Umgang zwischen Männern und Frauen. So bedeutet ein Kuss schon eine versuchte Vergewaltigung und bringt den beteiligten Mann sofort an den Pranger. Da Gaia den Ort nicht mehr verlassen kann, versucht sie, sich so gut es geht durchzusetzen. Zu Hilfe kommt ihr dabei ihr Beruf als Hebamme, denn eine andere außer ihr gibt es hier nicht mehr. Aber warum sterben alle Menschen, die je versucht haben, Sylum wieder zu verlassen? Und warum werden kaum noch Mädchen geboren? Gaia versucht, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen und findet dabei Unterstützung von ganz unerwarteter Seite.
Nachdem sie Gaia im ersten Band “Stadt der verschwundenen Kinder” aus dem engen Lebensraum ihrer Enklave entkommen lieĂź, stellt die Autorin Caragh O’Brien in “Das Land der verlorenen Träume” eine weitere Gemeinschaft vor, die wieder ganz nach ihren sehr eigenen Regeln regiert wird. Mit der Matriarchin fĂĽhrt sie eine sehr ambivalente FĂĽhrerfigur ein, die auf der einen Seite sehr rationale und vernĂĽnftige Entscheidungen trifft, auf der anderen Seite jedoch nur wenig Interesse fĂĽr deren zum Teil sehr inhumane Konsequenzen zeigt. Und auch sonst verzichtet O’Brien auf einfache schwarz-weiĂź Malereien, sondern beschäftigt sich viel lieber mit den vielen Schattierungen zwischen Gut und Böse, die das Leben so kompliziert machen. So darf natĂĽrlich neben den vielen Abenteuern, die Gaia zu bestehen hat, auch ein guter Schuss Romantik nicht fehlen. “Das Land der verlorenen Träume” ist mit seinen vielen ĂĽberaschenden Wendungen ein weiterer Beweis, dass es bei den gerade aktuellen Jugend-Fantasy-Dystopien, also den vielen eher dunkel gefärbten Zukunftsvisionen dieser Zeit, noch immer enormen Spielraum fĂĽr gute Ideen und spannende Umsetzungen gibt. So ist auch der zweite Teil von Caragh O’Briens neuer Abenteuer-Reihe wieder ein schönes LesevergnĂĽgen, nicht nur fĂĽr die Altergruppe zwischen 12 – 15 Jahren. Mal sehen, wie es mit unserer Heldin Gaia weitergeht!
Caragh O’Brien wuchs in Minnesota auf und studierte Literatur und Kreatives Schreiben. Nach dem Studium begann sie als Highschool-Lehrerin zu arbeiten und entdeckte nebenbei die Freude am Schreiben. Caragh O’Brien ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit ihrer Familie und zwei Wüstenrennmäusen in Connecticut.