Caragh O'Brien: Die Stadt der verschwundenen Kinder

In ihrer Jugend-Dystopie DIE STADT DER VERSCHWUNDENEN KINDER erzählt Caragh O’Brien eine atmosphärisch dicht gewebte Geschichte.

Die 16 jährige Gaia ist trotz ihres jungen Alters bereits Hebamme, wie ihre Mutter. Gemeinsam leben sie im äußeren Distrikt und erfüllen ganz selbstverständlich auch die schwere Pflicht, jeden Monat die drei Erstgeborenen ihres Viertels von ihren Eltern zu trennen und an die Herrscher abzugeben, die innerhalb der Enklave hinter der unüberwindlichen Mauer leben. Niemand stellt dieses unumstößliche Gesetz in Frage. Doch eines Tages werden Gaias Eltern verhaftet und in das Gefängnis innerhalb der Mauer gebracht.

Gaia gibt alles dran, ihre Eltern zu finden und gleichzeitig das Geheimnis der verschwunden Kinder zu lüften, denn auch ihre Brüder wurden vor vielen Jahren „verbracht“, wie die unmenschliche Zwangsabgabe verharmlosend heißt. Doch als sie es tatsächlich schafft, in den Sagen umwobenen inneren Bezirk vorzustoßen, erlebt sie ein paar handfeste Überraschungen, die ihr eigenes Leben und auch das der Menschen in der Enklave gründlich auf den Kopf stellen könnten.

Die Stadt der verschwundenen Kinder

Die Jugend-Dystopie “Die Stadt der verschwundenen Kinder” von Caragh O’Brien spielt im Jahr 2390. Das Öl ist alle und die Menschen müssen um ihr Überleben kämpfen. So kommt es, dass es in Gaias Leben zwei grundverschiedene Welten gibt – jene außerhalb der Mauer, in der die Menschen keinerlei Bildung und Wohlstand genießen, aber immerhin genetisch gesund sind, und jene innerhalb der Enklave, in der genetische Krankheiten wie die Hämophilie (Bluterkrankheit) grassieren und ein unmenschliches System den Privilegierten das Überleben sichert. In einem mitreißend-flüssigen Schreibstil erzählt O’Brien eine atmosphärisch dicht gewebte Geschichte, in der die junge Heldin Gaia ihre Angst und ihren Respekt vor den Autoritäten überwindet, um den Geheimnissen der Enklave auf die Spur zu kommen. Dabei stößt sie ebenso auf unvermutete Freunde und Helfer wie auf Verräter und Opportunisten.

Für einen Jugendroman ist „Die Stadt der verschwundenen Kinder“ zwar keine ganz leichte Kost, doch die wunderbar dichte und spannende Atmosphäre macht diesen Band dennoch zu einer fesselnden Lesereise für viele Nachmittage. Hoffen wir, dass noch weitere Bände folgen.

Caragh O’Brien wuchs in Minnesota auf und studierte Literatur und Kreatives Schreiben. Nach dem Studium begann sie als Highschool-Lehrerin zu arbeiten und entdeckte nebenbei die Freude am Schreiben. Caragh O’Brien ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt mit ihrer Familie und zwei Wüstenrennmäusen in Connecticut.