Michal Zamir: Das MĂ€dchenschiff

Michal Zamir: Das MĂ€dchenschiff

DAS MÄDCHENSCHIFF von Michal Zamir hat autobiografische ZĂŒge und berichtet ĂŒber die Situation der Frauen in der israelischen Armee.

Mit 18 Jahren mĂŒssen junge Israelinnen zum MilitĂ€r. Auch die Heldin in Michal Zamirs Buch bleibt von der zweijĂ€hrigen Dienstzeit nicht verschont. Die Autorin beschreibt ihre letzten Monate in einem StĂŒtzpunktbĂŒro fĂŒr höhere Offiziere, dem so genannten „MĂ€dchenschiff“ inmitten einer durchweg mĂ€nnlich-dominierten Welt. Und schamlos nutzen dort viele Befehlshaber ihre AutoritĂ€t, um junge Rekrutinnen in sexuelle VerhĂ€ltnisse zu drĂ€ngen.

Auch Zamirs Protagonistin (ihr Name bleibt anonym) ist auf diese Weise schon mehrfach schwanger geworden, doch die VĂ€ter wollten stets ungenannt bleiben. Wie alle jungen Frauen sollte sie eine „Vergewaltigung durch Araber“ angeben, damit sie eine Ausschabung vom MilitĂ€r spendiert bekommt – und niemand etwas erfĂ€hrt.

Sie aber trĂ€umt von Zuneigung, Liebe und einer Zukunft, denn von ihrem privaten Leben ist sie zwei Jahre lang abgeschnitten. Die Schwangerschaften verschweigt sie ihrem strengen Elternhaus, leidet stattdessen unter MinderwertigkeitsgefĂŒhlen und reagiert mit gespielter GleichgĂŒltigkeit auf die harte Macho-Welt des MilitĂ€rs. Selbst den Selbstmord einer Freundin registriert sie nur am Rande. Ist sie bereits Teil der unbarmherzigen Maschinerie geworden?

Schon seit der GrĂŒndung Israels werden Frauen ebenso wie MĂ€nner zur Armee eingezogen und Wehrdienstverweigerung ist praktisch unmöglich. Doch außer gelegentlichen Nachrichten ĂŒber die hohe Selbstmordrate unter den Rekruten und die wichtige Rolle der Armee als „Partnerbörse“ erfĂ€hrt man hierzulande nur wenig ĂŒber das Leben der Betroffenen. Der Roman von Michal Zamir gibt uns einen kleinen Einblick in die VerhĂ€ltnisse hinter dem Kasernenzaun.

20 Jahre, sagt die Autorin, die selbst zwei Jahre „dabei“ war, habe sie gebraucht. Um dieses Buch zu schreiben – obwohl sie betont, dass es keine autobiografischen ZĂŒge hat. Was sie darstellt, sind keine schönen Aussagen ĂŒber eine Armee, die gerade in Israel eine zentrale gesellschaftliche Rolle spielt. Frauen an der Waffe – was nach außen als Gleichberechtigung aussieht, entpuppt sich oft genug als Reproduktion der GewaltverhĂ€ltnisse nach innen. Zamir zeigt auf, wie die jungen Rekrutinnen mit dem streng hierarchischen System umgehen und immer wieder daran zerbrechen.

Aber sie sieht auch Hoffnung auf VerĂ€nderung. Nicht zuletzt aufgrund ihres Buches, das in Israel hohe Wogen geschlagen hat und die Feuilletonisten begeistert. Auch wenn es keine leichte Kost ist. Zamir prĂ€sentiert uns eine sehr empfehlenswerte Geschichte ĂŒber ein Land, das fast jede Woche ĂŒber unsere Nachrichtenschirme flimmert.

Michal Zamir wurde 1964 in Tel Aviv geboren und ist die Tochter von Zvi Zamir, der zur Zeit des MĂŒnchner Attentats von 1972 den Mossad fĂŒhrte. Sie hat als Achtzehn- bis ZwanzigjĂ€hrige ihren Armeedienst abgeleistet. Michal Zamir lebt mit ihrer Tochter in Tel Aviv.

hallo-buch.de - 
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Buchtipps von Silke Schröder
hallo-buch.de

      

© Marebuchverlag
220 Seiten
September 2007
ISBN: 978-3866480650

      

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