Jeannette Walls: Die andere Seite des Himmels
Mit DIE ANDERE SEITE DES HIMMELS erzählt Jeannette Walls aus der Sicht einer pfiffigen Zwölfjährigen von zwei Schwestern.
Lost Lake, Kalifornien, zu Beginn der siebziger Jahre. Jean, die von allen nur Bean (Bohne) genannt wird, ist zwölf, ihre Schwester Liz fünfzehn, als ihre Mutter sie mal wieder für mehrere Monate alleine lässt, um ein Arrangement wahrzunehmen oder einfach nur abzutauchen. Es dauert nicht lange, bis die Nachbarn in dem kleinen Kaff das Fehlen eines Erwachsenen im Haushalt der beiden Mädchen bemerken. So beschließen Bean und Liz, in ihren früheren Heimatort in Virginia zurückzukehren, wo ihr Onkel lebt. Der ist erst einmal nicht sehr begeistert, nimmt die beiden aber auf.
Nach und nach lernen die Schwestern ihre alte Südstaaten-Heimat mit all ihren Gegensätzen, der Herzlichkeit der Menschen, der entspannten Freundlichkeit und dem noch immer lebendigen Rassismus neu kennen. Als sie verbotenerweise ein paar kleine Jobs für den Verwalter der Weberei annehmen, die fast die gesamte Stadt ernährt und früher einmal ihrer eigenen Familie gehörte, geht das nicht gut. Doch die Schwestern wissen sich zu wehren.
Die andere Seite des Himmels
Mit “Die andere Seite des Himmels” ist Jeannette Walls ein hinreißender Roman gelungen. Sie erzählt aus der Sicht einer pfiffigen Zwölfjährigen die etwas ungewöhnliche Geschichte der beiden Schwestern Bean und Liz. Die in einer Südstaaten-Kleinstadt lernen, wie Gerechtigkeit funktioniert – oder eben nicht. Ähnlichkeiten zur Figur der kleinen Scott aus Harper Lee’s Klassiker “Wer die Nachtigall stört” sind von der Autorin zweifellos gewollt, denn wer nicht von selbst drauf kommt, erhält direkt Nachhilfeunterricht. Bean muss das bekannte Buch über die Rassendiskriminierung in der Schule lesen, gemeinsam mit ihren soeben erst in die Klasse aufgenommenen, schwarzen Mitschülern. Wobei Bean sich natürlich vor allem für ihr Pendant Scott interessiert, während ihre schwarze Klassenkameradin nicht versteht, was das Positive an einem Roman sein soll, in dem ein weißer Anwalt erfolglos einen Schwarzen verteidigt.
So gelingt es Walls in ihrer Story immer wieder, die großen Themen der Jahre um 1968. Vom Vietnamkrieg über Rassismus bis zum Feminismus, den ganz anderen, realen Verhältnissen einer konservativen kleinen Stadt in Virginia entgegenzusetzen. Jeannette Walls wunderbare Geschichte zeigt, wie ein mutiges junges Mädchen sich mit entwaffnender Logik und unbeirrbarem Gerechtigkeitssinn in der Erwachsenenwelt behauptet – und durchsetzt.
Jeannette Walls wurde in Phoenix, Arizona, geboren. Sie studierte am Barnard College und arbeitete über zwanzig Jahre als Journalistin in New York. 2006 erschienen ihr internationaler Bestseller „Schloss aus Glas“, der in 23 Sprachen übersetzt wurde. Eine Kinoverfilmung ist in Arbeit. „Ein ungezähmtes Leben“, die 2009 veröffentlichte Romanbiographie über ihre Großmutter, belegt seit Jahren die deutschen Bestsellerlisten. Walls lebt mit ihrem Mann in Virginia.