Maximilian Steinbeis: Pascolini
PASCOLINI von Maximilian Steinbeis ist eine gelungene, absurd-komische Provinzgroteske über politische Ränkespiele, Gewalt und Vorurteile.
Camilla Friedmann ist eine erfolgreiche Strafverteidigerin und die einzige Überlebende ihrer Familie. Was sie in ihren ersten zwanzig Lebensjahren in ihrem Heimatort, dem kleinen oberbayerischen Dorf Ettengrub in einer der ärmsten und rückständigsten Gegenden Deutschlands erlebte, möchte sie hier noch einmal erzählen.
Es ist die Geschichte des Schmugglers und Wilderers Matthias „Hias“ Pascolini, dem heimlichen, gut-bösen Held aller Ettelgruber. Die allerdings halten sich nicht lange damit auf, einen Mann zu bewundern, der inzwischen auch mit Drogen und Waffen handelt. Je länger die Geschichte dauert, desto mehr ergeben sie sich auch dem Hass aufeinander, sei es dem der Katholiken auf die Protestanten oder dem der Fußballer auf die Tennisspieler – bis alles immer mehr eskaliert.
„Pascolini“ von Maximilian Steinbeis ist eine fiktive Autobiografie, die sich wiederum auf eine ebenso fiktive Chronik beruft. Dieser Schachzug erlaubt es dem Autor, all die grotesken Situationen seiner Story so darzustellen, als seien sie wirklich passiert. Und die haben es wirklich in sich. Denn der Staat steht den wachsenden Auseinandersetzungen zwischen den Dorfbewohnern, besonders den zwischen Katholiken und Protestanten ohnmächtig gegenüber – die Schraube der Gewalt dreht sich immer weiter, bis schließlich aus gegenseitigen Animositäten ein bluternster bayerischer Bürgerkrieg wird, in dem sich bewaffnete Milizen wild entschlossen gegenüberstehen. Dass einem der Aberwitz dieser Situation im Halse stecken bleibt, sobald man dabei an die noch gar nicht so weit zurück liegenden Bürgerkriege in Europa denkt, wird wohl kein Zufall sein.
Maximilian Steinbeis spielt in „ Pascolini“ aber auch mit der Mentalität der oberbayerischen Landbevölkerung, die ein eher granteliges als freundliches Image genießt. Eine gelungene, absurd-komische Provinzgroteske über politische Ränkespiele, Gewalt und Vorurteile.
Maximilian Steinbeis, geboren 1970 in München, studierte Jura. Seit 1999 ist er Redakteur in der Politredaktion des Handelsblatts und lebt in Köln.
Rezension von Silke Schröder
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