Lilja Sigurðardóttir: Das Netz
DAS NETZ von Lilja Sigurðardóttir ist ein außergewöhnlicher und unterhaltsamer Island-Krimi über die Grauzonen menschlichen Handelns.
Der Zollbeamte Bragi steht kurz vor der Pensionierung. Da fällt ihm eine junge Geschäftsfrau auf, die mehrmals im Monat Kurzflüge nach Kopenhagen und London unternimmt. Bragi beginnt, sich ein wenig für die attraktive Passagierin zu interessieren – und wird stutzig: Könnte es sein, dass sie bei ihren Geschäftsreisen etwas zu verbergen hat? Sein Instinkt trügt ihn nicht: Sonja kämpft seit der Scheidung um das Sorgerecht für ihren Sohn, und da ihr die finanziellen Mittel für eine solche Auseinandersetzung fehlen, stockt sie ihren Etat mit gewissen Transportdienstleistungen auf. Doch das ist alles andere als einfach, und auch mit ihrer Freundin läuft es nicht rund. Denn die hat nicht nur ein Alkoholproblem, sie hängt auch mitten im Prozess gegen die Verursacher des großen Bankencrashs, der den isländischen Staat vor zehn Jahren an den Rand des Abgrunds brachte.
Das Netz
Lilja Sigurdardóttir geht mit ihrem Island-Krimi “Das Netz” keinen gewöhnlichen Weg, denn alles ist hier etwas anders. Ihre Protagonisten haben vielleicht nachvollziehbare oder sogar ehrenhafte Motive, aber niemand kann hier mit einer wirklich weißen Weste aufwarten – die Autorin setzt auf die Grauzonen im menschlichen Handeln. Dazu passt auch eines ihrer weiteren Themen: Es geht um den Prozess gegen die Banker, die den Inselstaat auf fatale Weise in die Weltfinanzkrise des Jahres 2008 hineingezogen haben. Und es geht um die Wege, auf denen Drogen selbst in den hohen Norden geschmuggelt werden. Lilja Sigurdardóttir inszeniert dazu eine fesselnde Geschichte, in der die kleinen und großen Betrügereien in all ihren Facetten beleuchtet werden und in der deutlich wird, wie biegsam Ethik und Moral in der Praxis sein können. So hat “Das Netz” eine außergewöhnliche und packende Storyline mit einem ungewöhnlichen und überraschen Finale.
Die Autorin
Lilja Sigurðardóttir ist 1972 in der isländischen Kleinstadt Akranes geboren und wuchs in Mexiko, Spanien und Island auf. Bereits mehrfach ausgezeichnet für ihre Theaterstücke, ist sie mit ihrer Reykjavík-Trilogie auch einem internationalen Publikum bekannt. Der erste Band der Reihe, ›Das Netz‹, erschien im Frühjahr 2020 bei DuMont. Eine Verfilmung ist in Planung.
DIe Übersetzerin
Anika Wolff ist 1958 in Köln geboren und studierte Literatur in Siegen, Berlin und Reykjavik. Sie arbeitete zunächst in einem Verlag und lebt nun als Übersetzerin mit ihrer Familie bei Berlin. Zu den namhaften von ihr ins Deutsche übertragenen Autoren zählen u. a. Arnaldur Indríðason und Yrsa Sigurðardóttir.
© DuMont Verlag
360 Seiten
16. Juni 2020
ISBN: 978-3832165192
Originaltitel: Gildran
Übersetzung:
Anika Wolf