lesende Gartenzwerge
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Dienstag, 22. Januar 2008

© Aufbau-Verlag
285 Seiten
September 2007
ISBN: 978-3351032128

Robert Schneider: Die Offenbarung

Robert Schneider ist mit seinem Buch „Die Offenbarung“ ein ungewöhnlicher Roman gelungen.

Der Organist Jakob Kemper findet Heiligabend 1992 in der morschen Verkleidung der Naumburger Kirchenorgel ein unbekanntes Werk von Johann Sebastian Bach. Für den verschrobenen Musikforscher und Bach-Fan ändert sich dadurch alles, denn je genauer er sich das Werk ansieht, desto unerklärlicher wird das, was mit einem Mal vor sich geht. Beim Spielen sieht er verdrängte Erinnerungen aus seiner Vergangenheit und zukünftige Ereignisse.

Jakob ist überzeugt, dass diese Partitur mehr ist als nur Musik: Sie kann die Seele eines Menschen offenbaren. Als kurz nach dem Fund die hohen Herren der Internationalen Bachgesellschaft in das ostdeutsche Städtchen kommen, um die Naumburger Kirchenorgel, auf der Bach selbst gespielt haben soll, zu inspizieren, ist sich Jakob nicht sicher, ob er dem blasierten Haufen etwas über seine Entdeckung verraten will. Innerlich zerrissen, wie er mit der Situation umgehen soll, schlittert er von einer misslichen Lage in die nächste.

Robert Schneider ist mit seinem Buch „Die Offenbarung“ ein ungewöhnlicher Roman gelungen. Seine Figuren sind meist eigenbrötlerische und verschrobene Männer. War es in „Schlafes Bruder“ noch ein 26-jähriger, der beschlossen hatte, nicht mehr zu schlafen, ist es in diesem Roman ein Mittvierziger, der sich voll und ganz der Musikforschung und dem Orgelspiel hingibt, sonst aber über wenig soziale Kontakte verfügt. Mit Frauen tut er sich schwer und seine Kompetenz wird von anderen Musikforschern angezweifelt.

Dabei ist die gelegentlich etwas schwermütige Geschichte von Robert Schneider auch mit viel Humor und Ironie geschrieben. Ein Höhepunkt ist sicherlich, dass die angesehenen Herrschaften der Bachgesellschaft, aufgrund ihrer Arroganz an ihrem größten Triumph vorbeimarschieren. Einzig etwas langatmig sind die Passagen, in denen Jakob seinem musikalischen Selbsterfahrungstrip nachgeht.

Insgesamt aber ein richtig gut zu lesender, satirisch-zeitgenössischer Roman.

Rezension von Silke Schröder

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