TĂ©a Obreht: Herzland
Western war gestern â TĂ©a Obreht zeigt in ihrem Roman HERZLAND ein manchmal vergessenes, dunkles Kapitel des amerikanischen Traums.
Der Waisenjunge Lurie Mattie stammt aus dem osmanischen Reich und ist ziemlich auf sich allein gestellt. Und weil das im Wilden Westen der 1890er Jahre alles andere als einfach ist, wird er als Mitglied einer Bande zuerst zum Dieb und dann sogar zum Mörder. Ăberall hĂ€ngt sein Steckbrief. Doch Lurie schlĂŒpft immer wieder durch das löchrige Fahndungsnetz; mit seinem Kamel schlĂ€gt er sich it neuer IdentitĂ€t westwĂ€rts bis in die WĂŒste von Arizona durch. Hier lebt auch die weiĂe Farmerin Nora Lark mit ihrer Familie. Gerade jetzt ist sie zusammen mit ihrem jĂŒngsten Sohn und ihrer Ziehtochter ganz auf sich allein gestellt. Denn wegen der anhaltenden DĂŒrre sind ihr Mann und die beiden Ă€lteren Söhne schon seit vielen Tagen auf der Suche nach Wasser ĂŒberfĂ€llig. Und fĂŒr Nora werden die VerhĂ€ltnisse immer schwieriger.
Herzland
In ihrem neuen Roman âHerzlandâ erzĂ€hlt TĂ©a Obreht keine romantische Wildwest-Geschichte. Sondern sie wirft einen kritischen Blick auf die Besiedlung des Westens der USA im ausgehenden 19. Jahrhundert. Wasserknappheit und Ă€rmlichste VerhĂ€ltnisse auf der einen, rĂŒcksichtslose Rinderbarone und finanzielle AbhĂ€ngigkeiten auf der anderen Seite sind die Themen, mit denen ihre verzweifelte Protagonistin Nora zu kĂ€mpfen hat. Von ihr switcht die Autorin immer wieder zur Geschichte von Lurie Mattie, der sich mit LĂŒgen und Verbrechen durch den Wilden Westen schlĂ€gt. So sind ihre beiden Hauptfiguren beileibe keine amerikanischen Helden, aber doch ein StĂŒck amerikanische Geschichte. Obrecht erzĂ€hlt von der gewaltsamen Kolonisierung des amerikanischen Westens, von flieĂenden Grenzen und permanent geĂ€nderten Landkarten, von neuen Gesetzen und von MĂ€nnern, die mit oder ohne sie lebten.
Nebenbei beschreibt TĂ©a Obreht sehr authentisch die Wildheit der Natur und die gnadenlos heiĂe DĂŒrre der WĂŒste. Western war gestern â âHerzlandâ zeigt ein manchmal vergessenes, dunkles Kapitel des amerikanischen Traums.
TĂ©a Obreht gilt als eine der wichtigsten jungen Stimmen der internationalen Literatur. Geboren 1985 in Belgrad, lebt sie seit ihrem zwölften Lebensjahr in den USA. Ihr DebĂŒtroman «Die Tigerfrau» (2011), fĂŒr den National Book Award nominiert, erschien in mehr als dreiĂig Sprachen. Und wurde in zahlreichen LĂ€ndern zum Bestseller. 2011 erhielt TĂ©a Obreht den Orange Prize for Fiction.