Marion Messina: Die Entblössten
DIE ENTBLĂSSTEN von Marion Messina ist eine bitterböse und beiĂend-sarkastische Systemkritik aus Frankreich.
Als die alleinerziehende Mutter und ĂŒberlastete Lehrerin Sabrina einen SchĂŒler gegen die Wand schubst, fragt sie sich, wie es dazu kommen konnte â wo sind bloĂ ihre Ideale geblieben? Derweil verliert der Literaturwissenschaftler Paul die Hoffnung, jemals einen der schlechten Jobs an der Uni zu bekommen und verlĂ€sst Paris, um Metzger in einem kleinen Ort in der Ardeche zu werden. Dort lernt er den Kastanienbauer AurĂ©lien kennen, den die staatlichen Auflagen und die System-Agrarwirtschaft in den Ruin treiben. Nachdem ein Student öffentlich Selbstmord begeht, weil er finanziell nicht mehr weiter wusste, entbrennen Massendemonstrationen, bis die Armee einschreitetâŠ
Die Entblössten
In ihrer Dystopie âDie Entblösstenâ erzĂ€hlt Marion Messina realitĂ€tsnah von einem System, das scheinbar nur noch von Individualismus und Profitgier geprĂ€gt ist. Alte Strukturen verschwinden, um GroĂunternehmen Platz zu machen, die sich kaum um Einzelschicksale kĂŒmmern. Besonders geht sie auf die Landwirtschaft ein, in der groĂe Agrarkonzerne die meisten Subventionen einstreichen und erfolgreich Druck auf die Politik ausĂŒben, um Entscheidungen in ihre Richtung zu lenken. Aber auch die Beziehungen der Menschen untereinander nimmt sie aufâs Korn. Alte Familienstrukturen stellt sie moderner IndividualitĂ€t, aber auch ĂŒberzogener Ichbezogenheit gegenĂŒber. Dabei benutzt sie ausschlieĂlich die indirekte Rede und hĂ€lt so einen spannungsreich-analytischen Abstand zu ihren Figuren und deren Erleben. Mit ihrem sarkastischen Stil bohrt sie tief in die wunden Punkte des wirtschaftlichen Liberalismus und stellt die Frage nach der SolidaritĂ€t: Kann oder muss ein System, das vor allem auf Individualismus setzt, ĂŒberwunden werden? So ist âDie EntblöĂtenâ eine bitterböse und beiĂend-sarkastische Systemkritik.
Die Autorin
Marion Messina wurde 1990 in Grenoble geboren. Sie studierte zuerst Politik- und dann Agrarwissenschaften mit dem Vorhaben, spĂ€ter auf einem Bauernhof zu leben. Stattdessen begann sie als freie Journalistin fĂŒr verschiedene Medien zu arbeiten und veröffentlichte ihren von der Kritik gefeierten ersten Roman “Fehlstart”, der 2020 bei Hanser erschien.
Die Ăbersetzerin
Claudia Kalscheuer, 1964 geboren, studierte Romanistik, Linguistik und Philosophie. Sie ĂŒbersetzte u. a. Marie NDiaye, Nastassja Martin, Laurent Mauvignier, Sylvain Prudhomme und Alexander von Humboldt. 2002 erhielt sie den AndrĂ©-Gide-Preis, 2010 zusammen mit Marie NDiaye den Internationalen Literaturpreis vom Haus der Kulturen der Welt. Claudia Kalscheuer lebt in Arles und Berlin.