© Blessing Verlag
349 Seiten
September 2003
ISBN: 978-389667111-0
Jhumpa Lahiri: Der Namensvetter
In ruhigen und gelassenen Sätzen vermittelt uns Jhumpa Lahiri in DER NAMENSVETTER einen gelungenen Einblick in eine indische Akademikerfamilie, die sich in den 60er Jahren aufmachte, als Einwanderer in den USA Fuß zu fassen.
Voller Ungeduld wartet das bengalische Ehepaar Ashima und Ashoke auf
einen Brief von der Großmutter aus Kalkutta. Denn sie muss für den Erstgeborenen
des nach Amerika ausgewanderten Paares einen Namen auswählen, so will
es die Tradition. Doch welcher Name dem Enkel zugedacht war, wird die
Familie nie erfahren. Der Brief ist verloren gegangen und die Großmutter
kurz nach der Geburt gestorben. Ashoke nennt seinen Sohn aus einem Impuls
heraus Gogol, nach Nikolai Gogol, seinem Lieblingsautor.
So beginnt der
Junge sein Leben unter falschen Vorzeichen. Eine großes Unglück, glauben
seine Eltern, denn nur der richtige, der schicksalhafte Name kann dem Leben
Halt geben. Und schließlich wird es das Kind, das in einem fremden Land
aufwachsen muss, schon schwer genug haben. Ashima und Ashoke setzen alles
daran, ihren Sohn in der indischen Kultur zu verwurzeln. Doch für Gogol
gilt nur eines: Er möchte ein richtiger Amerikaner werden.
Wie lange dauert
es, bis man wirklich ankommt in einem fremden neuen Land? Vor dem Hintergrund
der hiesigen Debatten um Ausländer-Integration, Green-Cards und Computerfachleute
aus Indien mag es hilfreich sein, ein Blick woanders hin zu werfen –
z.B. nach Amerika, dem geschichtlichen Einwanderungsland Nr. 1. In ruhigen
und gelassenen Sätzen vermittelt uns Jhumpa Lahiri in ihrem ersten Roman
einen gelungenen Einblick in eine indische Akademikerfamilie, die sich
in den 60er Jahren aufmachte, als Einwanderer in den USA Fuß zu fassen.
Eindrucksvoll erleben wir wie es Kindern der 2. Generation ergeht, die den
Spagat zwischen dem traditionellen Elternhaus und dem modernen Amerika bewältigen
müssen. Wer „Kick it like Beckham“ mochte, wird auch an dieses Buch interessant
finden.
Jhumpa Lahiri wurde 1967 als Tochter bengalischer
Eltern in London geboren und wuchs in Rhode Island, USA, auf. Sie lebt
mit ihrer Familie in New York. Für ihre Erzählsammlung „Melancholie der
Ankunft“ erhielt sie im Jahr 2000 den Pulitzerpreis für Literatur, sowie
den New Yorker Book Award für das beste Debüt. „Der Namensvetter“ ist
ihr erster Roman.
Rezension von Silke Schröder
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