Jeong Yu-jeong: Sieben Jahre Nacht

SIEBEN JAHRE NACHT von Jeong Yu-jeong ist ein spannender Blick in eine modern-vertraute und dennoch fremde Gesellschaft Koreas.

Der ehemalige Baseballspieler Choi Hyunsu zieht mit seiner Frau und seinem Sohn Sowon aufs Land, um einen Job als Sicherheitsmann an einem Stausee anzutreten. Als er sich einige Tage vor Arbeitsbeginn schon mal auf den Weg macht und einen Blick auf seine neue Wohnung werfen will, passiert das Unglück: Leicht angeschickert und nicht mehr ganz sicher am Steuer, fährt Choi ausgerechnet die Tochter des mächtigen Großgrundbesitzers an, auf dessen früherem Besitz der Stausee angelegt wurde. Klarer Fall – wenn er seinen Job behalten will, darf dies auf keinen Fall jemand erfahren. So begeht Choi Fahrerflucht. Und er schweigt selbst dann noch, als sich später herausstellt, dass das Mädchen tot ist. Geht das gut? Zunächst ermittelt die Polizei in andere Richtungen. Doch dann entwickeln sich die Dinge anders, als gedacht.

Jeong Yu-jeongs neuer Roman “Sieben Jahre Nacht” kommt zunächst wie ein Krimi daher, in dem es um die Suche nach dem Mörder der jungen Tochter geht. Tatsächlich geht es in ihrer kuriosen Story jedoch auch um das moderne Leben in Korea mit all seinen gesellschaftlichen Konventionen. Dabei switcht die Autorin zwischen den heutigen Ereignissen und dem Geschehen vor sieben Jahren zurück, die dafür sorgten, dass der junge Sowon von der Gesellschaft geächtet und ausgeschlossen wurde. Schritt für Schritt kommt sie so den tatsächlichen Geschehnissen um den tragischen Tod des Mädchens auf die Spur. Dabei zeigt sie, wie sehr sich im modernen Korea noch immer das Stadt- vom Landleben unterscheidet und welchen festen Platz auch Aberglaube und Geisterbeschwörungen im Leben der ländlichen Bevölkerung haben. Zugleich wird deutlich, wie schwierig es für Nichtprivilierte ist, den Weg zur Universität zu finden und wie tief die Arroganz der vermeintlich aufgeklärten Stadtbewohner gegenüber der ungebildeten Landbevölkerung verwurzelt ist. Ein spannender Blick in eine modern-vertraute und dennoch fremde Gesellschaft.

Jeong Yu-jeong (geb. 1966) arbeitete als Krankenschwester, bevor sie zu schreiben begann. Für ihre Werke erhielt sie 2007 den Segye Youth Literary Award und 2009 den renommierten Segye Ilbo Literary Award.