Kazuo Ishiguro: Klara und die Sonne
KLARA UND DIE SONNE von Kazuo Ishiguro ist ein starkes Plädoyer für mehr Menschlichkeit im Miteinander und über künstliche Intelligenzen.
Gelesen von Johanna Wokalek
Als künstlicher ‘Artificial Friend’ ist Klara darauf programmiert, einsame Teenager auf ihrem Weg zum Erwachsenendasein zu begleiten. Sie steht in einem Schaufenster mit intelligenten Robotern und anderem Spielzeug, als Josie sie entdeckt. Klara, die über eine besonders gut programmierte Beobachtungsgabe verfügt, freut sich sehr über Josies Wahl. Sie möchte Alles für das etwas unsichere Mädchen tun. Doch sie muss auch feststellen, dass Menschen nicht immer alle Versprechen halten, die sie geben…
In seinem neuen Roman “Klara und die Sonne” zeichnet Kazuo Ishiguro eine Welt, in der sich hochentwickelte künstliche Intelligenzen um einsame Jugendliche kümmern, in der gute Bildung fast unerschwinglich teuer geworden ist und Kinder je nach Wunsch und Geldbeutel genetisch verbessert werden. Aus der Sicht der Ich-Erzählerin Klara stellt sich diese Welt vor allem als Ort der Nicht-Kommunikation und der mangelnden Sozialkompetenz bei den Jungmenschen dar – kein Wunder, wenn Schulunterricht, Kontakte mit Gleichaltrigen und Zuwendung der Eltern fast nur noch online stattfinden. An manchen Stellen etwas sehr schwülstig und melodramatisch-philosophierend erzählt, ist “Klara und die Sonne” dennoch ein starkes Plädoyer für mehr Menschlichkeit im Miteinander. Dass die scheinbar nur noch durch künstliche Intelligenzen vermittelt werden kann, ist Kazuo Ishiguros bitterböse Pointe. Wunderbar gelesen von Johanna Wokalek.
Kazuo Ishiguro (jap. Ishiguro Kazuo), geboren am 8. November 1954 in Nagasaki, Japan). Lebt seit dem 6. Legensjahr in England. Nach dem Studium veröffentlichte er erste Kurzgeschichten. Heute lebt er mit seiner Frau und seiner Tochter in London.