
Anette Huesmann: Die Glut des Bösen
DIE GLUT DES BĂSEN von Anette Huesmann ist ein gut gemachter Krimi mit fundierten historischen Fakten und sympathischen Figuren.
Als die Journalistin Emma Prinz erfĂ€hrt, dass im Kloster Rupertsberg eine Tote gefunden wurde, wittert sie ihre groĂe Chance, denn als freischaffende Journalistin ist es nicht immer einfach, genug Geld zu verdienen. Durch einen Zufall gelangt sie ganz nah ans Geschehen und bekommt mit, zu welchem Ergebnis der vor Ort recherchierende Gerichtsmediziner Kommissar Greiser kommt: die Tote wurde auf so grausame Weise und zugleich besondere Weise ermordet, dass Alles auf einen Ritualmord hindeutet. Und als sie sich mit einem Gast des Klosters unterhĂ€lt, schlĂ€gt ihr Herz noch höher, verrĂ€t dieser ihr doch, dass die Tote vermutlich in Besitz einer lange verschollenen, jetzt jedoch wieder verschwundenen Original-Handschrift von Hildegard von Bingen war – jener mittelalterlichen Theologin und Mystikerin aus dem Kloster Rupertsberg also, die als groĂe Vordenkerin ihrer Zeit noch heute von der Katholischen Kirche ebenso wie von Frauenrechtlerinnen oder Naturheilern verehrt wird.
Aber was hat dieser Mordfall mit der Geschichte eines Mönches zu tun, der sich vor zwanzig Jahren selbst das Leben nahm und damals in einem Heidelberger Internat der gemeinsame Lehrer sowohl der Toten, als auch der heutigen Ăbtissin des Klosters war? Bei ihren weiteren Recherchen rĂŒckt immer mehr Emmas Vater ins Visier, der genau in dieser Zeit als stellvertretender Leiter eine zentrale Rolle in diesem Internat spielte.
Die Glut des Bösen
„Die Glut des Bösen“ von Anette Huesmann ist ein solider, spannend erzĂ€hlter Krimi, der mit vielen historischen Details aus dem Leben der Hildegard von Bingen aufwartet. Die Hinterlassenschaften dieser auĂergewöhnlichen Frau, die sich schon im 11. Jahrhundert mit philosophisch-theologischen Fragen und medizinischen Themen auseinandersetzte, gelten inzwischen als wichtige Quellen der mittelalterlichen Geschichte aus weiblicher Sicht. Ihre ganzheitlichen, naturheilkundlichen Thesen finden noch heute bei manchen Heilpraktikern Anwendung. In „Die Glut des Bösen“ geht es um eine dieser medizinischen Handschriften von Bingens, die jedoch sĂ€mtlich nur in Teil-Abschriften und Zitaten, nicht aber im Original ĂŒberliefert ist. Anette HĂŒlsmann geht dabei vor allem auf von Bingens Abhandlungen ĂŒber die SexualitĂ€t des Menschen ein, die fĂŒr die damalige Zeit recht offenherzig waren.
Mit ihren beiden Hauptfiguren, der Journalistin Emma und dem Radiomoderator Paul setzt sie zwei sehr sympathische Figuren ein, die sich mit viel Herzblut auf die Spur des TĂ€ters setzen. Anette Huesmann schafft in „Die Glut des Bösen“ es spielend, ihre zahlreichen geschichtlichen Hintergrundinformationen störungsfrei in den Krimi einzubauen und ihre Story, trotz einzelner LĂ€ngen, spannend zu erzĂ€hlen. Ein handwerklich gut gemachter Krimi mit fundierten historischen Fakten und sympathischen Figuren.
Anette Huesmann ist Wissenschaftsjournalistin und promovierte Sprachwissenschaftlerin. Sie ist 1961 in Niedersachsen geboren und wuchs im Ostalbkreis auf. Das Studium fĂŒhrte sie nach Heidelberg, wo sie bis heute lebt und arbeitet.
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