Alexa Hennig von Lange: Die karierten Mädchen

DIE KARIERTEN MÄDCHEN von Alexa Hennig von Lange ist die Geschichte einer Frau, die versucht ihren Weg Anfang der 1930er Jahre zu finden.

1999, mit über 90 Jahren, beschließt die mittlerweile erblindete Klara Moebius, ihre Lebenserinnerungen aufzuzeichnen – auf einem altmodischen Kassettenrecorder. Ihre Tochter Inge muss sie mit immer neuen Tonträgern versorgen, denn was Klara zu erzählen hat, sind jede Menge Erlebnisse aus der Zeit der Weimarer Republik und von ihrem Arbeitsleben als Heimleiterin unter den Nationalsozialisten. Damals wurde die staatliche Unterstützung des Kinderheims im kleinen Ort Oranienbaum immer knapper, und so wendete sich Klara schließlich den neuen Machthabern zu, um ihr Heim zu retten. Doch die braunen Herren ließen auch hier, weit abseits von Berlin, immer weniger Raum für freies Denken oder moderne Ideen wie Gleichberechtigung. Selbst ihre Adoptivtochter, die kleine jüdische Tolla, geriet plötzlich in ernste Gefahr. So versuchten Klara und ihre Kollegin Susanne den immer gewagteren Spagat zwischen Hakenkreuz-Fahne und den eigenen liberalen Ideen. Derweil nahmen die Besuche der Nazi-Funktionäre, die Gefallen an dem Kinderheim gefunden hatten, ständig zu…

Die karierten Mädchen

“Die karierten Mädchen” ist der erste Band einer Trilogie von Alexa Hennig von Lange, die vom Ende der Zwanziger- bis in die Sechzigerjahre reicht. Inspiriert wurde sie durch ihre eigene Familiengeschichte, da ihre Großmutter selbst im hohen Alter noch 130 Kassetten besprochen hatte. Um von ihrem Leben während der Kaiserzeit, der Weimarer Republik, unter der Nazi- und der Nachkriegszeit zu berichten. Durch den eng verzahnten, ständigen Perspektivwechsel zwischen der Gegenwart von 1999 und den biografischen Erzählungen ihrer Protagonistin Klara werden die weit zurückliegenden Ereignisse plötzlich sehr lebendig.

Wir erfahren von der schwierigen, ja letztlich unmöglichen Gratwanderung zwischen der Kollaboration mit dem NS-System und dem Versuch, das eigene Denken zu bewahren. Das regt zum Nachdenken darüber an, wie man/frau wohl selbst in der damaligen Situation agiert hätte. Sehr authentisch wird beschrieben, wie Klara immer wieder zwischen ihrer finanziellen Situation, der Bedrohung für ihr jüdisches Adoptivkind und ihrer eigenen Abneigung gegen das Naziregime abwägt. Um einen Weg durch die Herausforderungen ihrer Zeit zu finden. Das ist so fesselnd erzählt, dass wir schon jetzt gespannt sind, wie es weitergeht.

Alexa Hennig von Lange ist 1973 in Hannover geboren. SIe begann bereits mit acht Jahren zu schreiben. 1997 erschien ihr Debütroman »Relax«, mit dem sie über Nacht zu einer der erfolgreichsten Autorinnen. Und zur Stimme ihrer Generation wurde. Alexa Hennig von Lange ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrer Familie in Berlin.