Frank Goosen: So viel Zeit
Frank Goosen gibt "So viel Zeit" eine Gebrauchsanweisung für Männer um die vierzig, die aus ihrer Routine ausbrechen wollen
Noch einmal in einer Rockband spielen. Das ist der Traum von Rainer,
Bulle, Konny und Thomas, alle Mitte 40. Einmal im Monat treffen sie sich
zum Doppelkopf, ansonsten haben sie sich in ihrem bürgerlichen Leben
eingerichtet: gute Jobs, eigene Häuser, Kinder, Affären, Trennungen.
Für Doppelkopf reichen vier, doch fünf, das ist die magische Zahl zum
Rocken. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion fahren die vier Ruhrpöttler nach
Berlin, um ihren alten Kumpel Ole zum Mitmachen zu überreden. Endlich
zu fünft, haben sie nur noch ein Ziel: Den Auftritt beim 25jährigen Abi-Treffen.
Wie bekämpfe ich meine Midlife-Crisis? Weg vom alltäglichen Allerei,
raus aus dem Trott! - Das muss sich Frank Goosen gedacht haben, als er
diesen Roman geschrieben hat. Und es ist ihm gelungen: Unterhaltsam,
nostalgisch, humorvoll und melancholisch gibt er eine Gebrauchsanweisung
für Männer um die vierzig, die aus ihrer Routine ausbrechen wollen. Und
er hat, neben der üblichen Affäre mit einer Jüngeren, noch eine ganz
andere Idee: Warum nicht eine Band gründen und die Musik nachspielen,
die früher rockte?
So schwappt der musikalische Enthusiasmus, den Goosen
in seinem Roman verbreitet, direkt aus dem Buch auf seine Leser über.
Und um es mit Tony Parsons, der britischen Ikone des Rockjournalismus’
zu sagen: Musik ist nicht dazu da, die Welt zu retten, Musik ist dazu
da, dein Leben zu retten. Ein Klasse-Buch – nicht nur für Männer im besten
Alter!
Frank Goosen, Jahrgang 1966, tingelt seit anderthalb Jahrzehnten als Kabarettist über die Kleinkunstbühnen der Republik, aktuell mit "A40 – Geschichten von hier". Mit seinen Bestsellern "Liegen lernen" und "Pokorny lacht" hat er sich auch als Romanautor einen Namen gemacht und 2003 für sein bisheriges Werk den Literaturpreis Ruhrgebiet erhalten.
Rezension von Silke Schröder
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