Wolfram Fleischhauer: Das Meer
DAS MEER von Wolfram Fleischhauer gibt uns einen gut recherchierten Blick in das GeschÀft der globalen Fischerei.
Eine engagierte junge Fischereibeobachterin der EU-Behörden verschwindet bei ihrem Einsatz auf einem Fischtrawler. Ein Unfall? Ihr Freund vermutet eher, dass sie Opfer eines Verbrechens wurde und die Besatzung sie auf hoher See beseitigt hat. Derweil engagiert der schwerreiche Industrielle Alessandro di Melo den Dolmetscher Adrian, um seine als Ăkoterroristin gesuchte Tochter Ragna zu finden, denn die beiden waren zu Jugendzeiten einmal gut befreundet. So macht sich Adrian auf nach Rangoon in Myanmar, wo Alessandro seine Tochter vermutet. Und tatsĂ€chlich scheint die Meeres-Aktivistengruppe um Ragna noch sehr aktiv zu sein, denn plötzlich erkranken ĂŒberall auf der Welt Menschen an einer Ă€uĂerst unangenehmen Fischvergiftung. Alles deutet darauf hin, dass sie Opfer von gezielten AnschlĂ€gen wurden. Das wiederum ruft die GroĂflotten-Eigner auf den Plan, die offenbar ziemlich grobschlĂ€chtige Freunde haben â und zwar ĂŒberall.
Das Meer
Wie sieht es eigentlich unter der rauhen OberflĂ€che unserer Weltmeere aus? Hin und wieder lesen wir von Fangquoten, Ăberfischung und harten Arbeitsbedingungen auf den groĂen Trawlern, die mit ihren riesigen Fangnetzen die Ozeane durchkreuzen. In âDas Meerâ beschĂ€ftigt sich Wolfram Fleischhauer mit genau diesen hochaktuellen Themen. Sein mitreiĂender Ăko-Politthriller erzĂ€hlt die Story um eine Gruppe von Ăkoterroristen, die unter Einsatz ihres Leben gegen die Macht der GroĂfischereien vorgehen. Auch wenn ihre Methoden deutlich abseits des Legalen liegen, kommt man schon nach wenigen Seiten nicht mehr umhin, einige Sympathien fĂŒr ihren Einsatz zu hegen, denn auch auf den schwimmenden Fischfabriken ist lĂ€ngst nicht alles sauber.
Aufgeteilt in kurze spannende Kapitel, erzĂ€hlt der Autor seine Story aus verschiedenen Perspektiven, wobei der Dolmetscher Adrian als Ich-ErzĂ€hler immer mehr in den Mittelpunkt rutscht. Nebenbei geht es Fleischhauer auch um die EU und den ebenso schwierigen wie unbedingt notwendigen Versuch, im weltweiten Ringen um die schrumpfenden Nahrungsreserven zu einer gemeinsamen, wirklich nachhaltigen Strategie zu kommen. Und dazu ist, wie er in seinem Nachwort formuliert, neben Vernunft und gutem Willen auch ein wenig Demut vor der KomplexitĂ€t der politischen VerhĂ€ltnisse nötig. So ist âDas Meerâ ein mehr als lesenswerter, hervorragender Roman, der uns einen spannenden und offenbar gut recherchierten Blick in das GeschĂ€ft der globalen Fischerei gibt. Mehr davon!
Wolfram Fleischhauer (*1961 in Karlsruhe) ist ein deutscher Schriftsteller, Drehbuchautor und neuerdings auch Filmproduzent. Seit der Veröffentlichung seines ersten Romans „Die Purpurlinie“ hat er insgesamt zehn Romane veröffentlicht, u.a. „Die Frau mit den RegenhĂ€nden“ (Deutscher Krimi Preis) und den Tanzthriller „Drei Minuten mit der Wirklichkeit“, der zum Bestseller und Kultbuch im Tanzmilieu avancierte.