Susanne Falk: Das Wunder von Treviso

DAS WUNDER VON TREVISO von Susanne Falk ist ein amüsanter Roman, der mit allen italienischen Vorurteilen spielt.

Nach Treviso, dem abgelegenen Kaff im Norden Italiens, verirrt sich kein Mensch - Tourismus ist hier ein Fremdwort. Das möchte der Dorfpfarrer Don Antonio gerne ändern. Zusammen mit dem Holzschnitzer Salvatore Tarlo präpariert er eine vor kurzem in den Tiefen seiner Krypta wiedergefundene Madonna. Und es funktioniert tatsächlich: während einer Hochzeit vergießt die Holzfigur dicke rote Tränen. Schnell spricht sich das Ereignis in den katholischen Pilgerkreisen herum und schon bald tauchen zur Freude der lokalen Gastronomie die ersten Besucherscharen in Treviso auf. Nur im Nachbarort wächst die Missgunst, ist hier doch alles so desolat wie eh und je. Die einzige fragwürdige touristische Attraktion, ein Besuch des Duces in den vierziger Jahren, wofür es im Dorf sogar ein kleines Museum gibt, kann mit einem "echten" Wunder natürlich nicht konkurrieren - oder wurde da vielleicht etwas nachgeholfen? Als auch der Vatikan auf das Phänomen der weinenden Madonna aufmerksam wird, befürchtet Don Antonio, dass sein Coup auffliegt. Was tun? Der erfindungsreiche Salvato hat schon wieder eine Idee.

"Das Wunder von Treviso" ist ein amüsanter Roman, der mit allen italienischen Vorurteilen spielt - sei es die katholische Kirche, der nie verarbeitete Faschismus oder nur das einfache Gespräche in der verwunschenen kleinen Taverne. Susanne Falk fängt all dies sehr liebenswert mit viel Humor ein, ohne sich darüber lustig zu machen. Sie lässt es sich aber auch nicht nehmen, sich über die Eigenarten der Pilger, die aus allen möglichen europäischen Ländern kommen, auf charmante Art zu amüsieren. Herausgekommen ist gute Unterhaltung für den nächsten Italien-Urlaub - oder einfach nur so.

Rezension von Silke Schröder

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