Virginie Despentes: Liebes Arschloch
In LIEBES ARSCHLOCH präsentiert uns Virginie Despentes einen ungeschönten Blick auf unsere Gesellschaft mit sehr versöhnliche Töne.
Gelesen von Johann von Bülow, Lisa Hrdina und Anke Reitzenstein
Als der alternde Schriftsteller Oscar Jayack einen fiesen Kommentar über die fünfzigjährige Schauspielerin Rebecca Latté schreibt und sie als verlebte feministische Schlampe darstellt, bekommt er postwendend eine giftige E-Mail von Rebecca. Die gegenseitigen Attacken schaukeln sich hoch, doch als die Wut sich langsam erschöpft, geschieht etwas Unerwartetes: Zwischen den beiden entwickelt sich ein lebhafter Mailverkehr, in dem sie sich über Themen wie #metoo, Feminismus, Drogen und soziale Medien auseinandersetzen. Und es erweist sich, dass sie so manches gemeinsam haben, denn beide kämpfen mit der Einsamkeit der Corona-Pandemie und mit ihrer heimlichen Drogensucht. Derweil steht Oscar im Mittelpunkt eines #metoo-Shitstorms – losgetreten von seiner ehemaligen Assistentin Zoé, die mittlerweile eine feministische Influencerin mit hunderttausenden überwiegend weiblichen Followern ist.
Liebes Arschloch
Virginie Despentes legt ihren neuen Roman “Liebes Arschloch” als Mailverkehr zwischen dem Schriftsteller Oscar Jayack und der Schauspielerin Rebecca Latté an. Nach einem heftigen Schlagabtausch wird der Ton zwischen den beiden freundlicher. Immerhin war Oscars Schwester Corinne früher mal eine gute Freundin von Rebecca. Und so wird aus dem Online-Zoff eine Auseinandersetzung um aktuelle gesellschaftliche Themen In Mittelpunkt rückt hier Oscars Verhalten gegenüber seiner früheren Assistentin Ganz allmählich emanzipiert er sich von seiner gesellschaftlich und soziologisch definierten Rolle. Und beginnt zu verstehen, wie sein Verhalten auf andere wirken muss. Aber auch andere Themen, wie die Vereinsamung vieler Menschen in den Corona-Jahren und das Drogenproblem, mit dem beide zu kämpfen haben, kommen zur Sprache.
Ein ungeschönter Blick
Es macht viel Spaß, dem krassen und doch humorvollen Scharmützel der beiden zu folgen. Und zu sehen, wie sie mit ihrem Leben, der Arbeit, dem Hass auf die sozialen Medien und mit dem Älterwerden umgehen. So präsentiert uns Virginie Despentes mit ihrer ganz eigenen Vehemenz einen ungeschönten Blick auf unsere Gesellschaft, der aber auch sehr versöhnliche Töne enthält. Großartig gelesen von Johann von Bülow, Lisa Hrdina und Anke Reitzenstein.
Virginie Despentes, Jahrgang 1969. Sie ist bekannt durch ihre Bücher »Skandalbücher« »Baise-moi – Fick mich«, »Apokalypse, Baby« und »King Kong Theorie«. Sie hat sich mit den Vernon-Subutex-Romanen in den Olymp der zeitgenössischen französischen Schriftsteller geschrieben. Die Bücher waren in Frankreich Riesenbestseller und werden gerade als Serie fürs Fernsehen verfilmt.