Christina Dalcher: Vox
VOX von Christina Dalcher ist ein dystopischer Roman, der zwar in der Zukunft spielt, aber einen Blick auf den heutigen Zustand der USA wirft.
Hieß es nicht, Frauen reden zu viel? Die neue US-Regierung macht Nägel mit Köpfen: 100 Wörter pro Tag, mehr ist fortan nicht mehr zugelassen. Alle Frauen und auch die Mädchen müssen Armbänder tragen, die die Wörter mitzählen. Die Neurolinguistin Jean McClellan konnte die absurde Kampagne der ultrakonservativen Politiker zunächst gar nicht Ernst nehmen, doch jetzt steht die Forscherin, die kurz vor der Entwicklung einer revolutionären Behandlung für Schlaganfallpatienten mit Sprachstörungen stand, ohne Job da und ist zusammen mit ihrer Tochter an die strikte Sprach-Begrenzung gebunden — und an ihr Haus, denn die Regierung hatte gleich noch ein paar mehr neue Gesetze für Frauen parat. Da kommt ein Anruf direkt aus dem Weißen Haus. Ist das Jean’s Chance auf einen Umschwung?
Vox
Was wäre, wenn die eine Hälfte der Bevölkerung fast vollständig von allen öffentlichen Debatten ausgeschlossen wäre, und zwar im Wortsinn, durch eine Beschränkung auf gerade mal 100 Wörter pro Tag? Einige Weltreligionen machen es ja in etwa vor, und so geht auch Christina Dalcher in ihrer Dystopie „Vox“ dieser Frage nach. Selbst Linguistin, erzählt sie von der allumfassenden Bedeutung der Sprache für unser Dasein und davon, was übrig bleibt, wenn sie plötzlich nicht mehr zur Verfügung steht — wie es z. B. auch Schlaganfallpatienten sehr oft ergeht.
Ihr Roman ist aber auch eine deutliche Kritik an der Regierung der USA, deren jetziger Präsident sprachlich auch nicht gerade brilliert, und an fanatischen Religiösen, deren Einfluss auf die Politik in vielen Ländern der Welt wieder wächst. So ist „VOX“ ein dystopischer Roman, der zwar in der Zukunft spielt, aber einen Blick auf den heutigen Zustand der USA und das Auseinanderdriften seiner Bevölkerungsteile wirft. Spannend und hier zum Glück mit einem Hollywood-reifen Happy End.
Christina Dalcher pendelt zwischen den Südstaaten und Neapel. Die gebürtige Amerikanerin, zu deren Helden Stephen King und Carl Sagan zählen, promovierte an der Georgetown University in Theoretischer Linguistik und forschte über Sprache und Sprachverlust. Ihre Kurzgeschichten und Flash Fiction erschienen weltweit in Magazinen und Zeitschriften, u.a. wurde sie für den Pushcart Prize nominiert. »Vox« ist ihr Debütroman.
© S. FISCHER Verlag
400 Seiten
15. August 2018
ISBN: 978-3103974072
Original: Vox
Ăśbersetzung:
Susanne Aeckerle,Â
Marion Balkenhol