Cho Nam-Joo: Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
In WO ICH WOHNE; IST DER MOND GANZ NAH schaut Cho Nam-Joo kritisch auf die sozialen Klassenunterschiede in Südkorea.
Mani Go ist mittlerweile 30 Jahre alt, aber sie lebt noch immer bei ihren Eltern in einem der ärmeren Stadtteile von Seoul. Sie ist entlassen worden, ihre Mutter ist Hausfrau und ihr Vater versucht, sich mit seinen kleinen Läden immer wieder neu zu erfinden. Unermüdlich jagt er den angeblich neuesten Verkaufstrends hinterher. Als Kind wollte Mani Go Turnerin werden, doch der Traum platzte, als sie merkte, dass sie auf der teuren Privatschule keine Chance hatte. Sie war das Mädchen mit den peinlichen Situationen, für die sie sich immer wieder sehr schämt. Als sich für die drei die Chance auftut, ihr heruntergekommenes kleines Häuschen gegen eine schicke neue Hochhauswohnung mit eigener Toilette und fließend heißem Wasser zu tauschen, ist der soziale Aufstieg plötzlich greifbar nah. Und so zögern sie nur kurz.
Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah
Cho Nam-Joo erzählt in ihrem neuen Roman “Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah” vom Schicksal einer jungen Frau aus Seoul, die versucht, einen Platz im Leben zu finden. Sie switcht zurück in ihre Vergangenheit, als die Turnerin Nadia Comăneci das große Vorbild der achtjährigen Mani wurde. In der Privatschule mit der extra Turn-Klasse scheitert sie an den hohen Ansprüchen und den unangenehmen Situationen, in die sie sich durch ihre soziale Unbeholfenheit immer wieder bringt. Sie schämt sich, und diese Scham zieht sich durch ihr ganzes Leben.
Mit viel Ironie und Witz
Die koreanische Autorin Cho Nam-Joo zeigt hier wieder einmal, wo ihre Stärken liegen: Durch einfache Darstellungen und simple Worte trifft sie genau auf den Punkt. Mit scheinbar heiterer Ironie bohrt sie die Klassenunterschiede in ihrem Land auf und beschreibt die riesige Immobilienblase mit ihren horrenden Wohnungspreisen. Sie zeigt, wie Menschen mit geringer Bildung und wenig Erfahrung schamlos ausnutzt werden. Und nur mit fiesen Tricks, das haben wir bereits in dem Film “Parasite” von Bong Joon-ho gelernt, schafft man es hier zu einem Hauch von Luxus. So ist “Wo ich wohne, ist der Mond ganz nah” ein sozialkritischer Entwicklungsroman. In ihm geht es um Armut, Bildungschancen und die großen Klassenunterschiede. Oder, wie die Autorin schreibt: Es gibt drei Gruppen von jungen Leuten in Korea – die ohne Wohnung, die, die sich verschulden und die mit den reichen Eltern.
Die Autorin
Cho Nam-Joo war neun Jahre lang als Drehbuchautorin fürs Fernsehen tätig. Ihr Roman »Kim Jiyoung, geboren 1982« hat sich weltweit über zwei Millionen Mal verkauft. Der Roamn war auch in Deutschland ein großer Bestseller. Cho Nam-Joo lebt in Korea.
Weitere Titel von Cho Nam-Joo: # Miss Kim weiß Bescheid # Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982
Der Übersetzer
Jan Henrik Dirks promovierte an der Seoul National University in Theaterwissenschaft. Er lehrt nun an der Gachon University und am Literature Translation Institute of Korea. Außerdem übersetzt er Romane und Sachliteratur und wurde 2015 für die Übersetzung des Romans “Vaseline-Buddha” von Jung Young Moon mit dem Daesan Literary Award ausgezeichnet.
© KiWi
288 Seiten
11. Januar 2024
ISBN: 978-3462005837
Original: For Gomaneci
Übersetzung:
Jan Henrik Dirks