Carla Buckley: Die Luft, die du atmest
DIE LUFT, DIE DU ATMEST von Carla Buckley ist ein emotioneller und fesselnder Blick auf das Szenario einer tödlichen Pandemie.
Ann und Peter Brooks leben mit ihren beiden Töchtern, der 13jährigen Kate und der achtjährigen Maddy, in der Vorortidylle von Columbia in Ohio. Ihre Ehe steht vor dem Aus und Peter verlässt Heim und Familie. Ein Jahr später entdeckt Peter, der als Wissenschaftler in der Uniforschung arbeitet, erste Spuren einer neuen, hoch ansteckenden Variante der Vogelgrippe. Und schon bald verdichten sich die Nachrichten, dass der neue H5N1-Virus auf Menschen übertragbar ist und es in verschiedenen Ecken der Welt bereits zu Ausbrüchen mit vielen Tausend Toten kam. Als die Seuche den mittleren Westen der USA erreicht, die Schulen geschlossen werden und die Verhängung einer landesweiten Quarantäne nur noch eine Frage der Zeit ist, kehrt Peter voller Sorge zurück zu Ex-Frau und Kindern, wenn auch in Begleitung seiner jungen Doktorandin Shazia.
Zunächst will Ann die beiden nicht aufnehmen, doch der Ernst der Situation belehrt sie schließlich eines besseren. So leben die fünf in dem großen Haus und beobachten angstvoll die Ausbreitung der tödlichen Grippe in ihrer Umgebung: Nachbarn sterben, Lebensmittel werden knapp, und schließlich fällt auch noch der Strom aus. Wie lange werden sie durchhalten können?
Die Luft, die du atmest
Die letzte große Pandemie war die Spanische Grippe, die Anfang des 20. Jahrhunderts weltweit Millionen von Menschen das Leben kostete. Dass eine solche Katastrophe, trotz fortschrittlicher Medizin, auch heute noch passieren könnte, zeigen die bisher glimpflich verlaufenen Ausbrüche von Ebola, Lassa-Fieber oder eben Vogel- und Schweinegrippe. Kein Wunder also, dass das Thema in Wissenschaft wie Literatur stets virulent bleibt.
So auch bei Carla Buckley, die sich in ihrem Debütroman „Die Luft, die du atmest “ mit der beunruhigenden Perspektive einer neuen Grippe-Pandemie beschäftigt. Doch anders als viele andere macht sie daraus keinen reißerischen Katastrophenthriller. Sondern sie konzentriert sich auf die Geschichte einer vierköpfigen Familie, die versucht, mit ihren gewöhnlichen Möglichkeiten den außergewöhnlichen Bedingungen zu trotzen. Wasser, Strom, Internet und Telefon, Postdienste und Transportmittel, Lebensmittel- und Benzinversorgung. Alles bricht nach und nach zusammen oder wird, wo es noch funktioniert, zu unglaublichem Luxus. Und genau diese Darstellung des Wandels, der das für uns Alltägliche zu etwas Besonderem werden lässt, gelingt Carla Buckley so hervorragend authentisch, dass man schon beim Lesen in Gedanken die eigene Speisekammer inspizieren will. Wenn dabei die Trennung und Wiedervereinigung von Peter und Ann etwas oberflächlich dargestellt wird. Oder die Rolle von Shazia leichte Rätsel aufgibt, tut das der Spannung keinen Abbruch.
„Die Luft, die du atmest“ gewinnt immer mehr an Dynamik. Und entwickelt sich zu einer psychologisch eindringlichen Studie über eine Familie, die nicht nur lernen muss, Vergangenes zu vergeben. Und neues Vertrauen zu schaffen, sondern auch ihre Bedürfnisse völlig neuen Gegebenheiten anpassen muss. Ein emotioneller und fesselnder Blick auf das Szenario einer tödlichen Seuche.
Carla Buckley ist in Washington D.C. geboren. Sie lebt mit ihrem Ehemann, einem Umweltwissenschaftler in Columbus, Ohio. “Die Luft, die du atmest” ist ihr erster Roman.