Elif Batuman: Entweder / Oder

Elif Batuman gelingt mit Entweder / Oder ein intelligentes Porträt einer jungen Frau, das sie mit hintergründiger Ironie erzählt.

Mitte der 1990er Jahre: Selin hat eigentlich das große Los gezogen – sie studiert an der berühmten Harvard University, und das auch noch in ihrem Lieblingsfach, der klassischen russischen Literatur. Doch im zweiten Jahr läuft es einfach nicht mehr: Sie leidet an Liebeskummer, nimmt Antidepressiva und zweifelt an ihren Plänen für eine Karriere als Autorin. Zugleich fällt ihr der Spagat zwischen ernsthaftem Lernen und den Verlockungen des lockeren Studi-Lebens immer schwerer. Ständig versucht sie, ihre eigenen Erlebnisse und Gedanken mit den Weisheiten ihrer Romanautoren zu vergleichen und wieder mehr Klarheit über ihren Weg zu gewinnen. Das ist nicht immer einfach, und so steht sie sich oft selbst im Weg.

Elif Batumans Roman “Entweder / Oder” spielt Mitte der 1990er Jahre und ist der zweite Teil ihrer Erzählung über die türkischstämmige Studentin Selin. Ihr Titel nimmt Bezug auf das Erstlingswerk „Either/Or“ des dänischen Philosophen Kierkegaard, in dem er der Frage nachgeht, ob wir besser nach ethischen oder nach ästhetischen Prinzipien handeln sollten. Und so versucht auch ihre Ich-Erzählerin, die zunächst sehr begeisterte Studentin Selin, ihr Erlebtes unter dem Licht des Gelesenen zu betrachten – und dabei nicht zuletzt eine vertretbare Balance zwischen Vergnügen und Studieren, zwischen Vernunft und Lebenslust zu finden. “Entweder / Oder” weist dabei einige autobiografische Züge der Autorin auf und entpuppt sich als intelligentes Porträt einer jungen Frau, das mit hintergründiger Ironie erzählt ist.

Elif Batuman, geboren 1977 in New York City, ist eine türkisch-amerikanische Schriftstellerin, Literaturwissenschaftlerin und Journalistin. Sie war Finalistin für den Pulitzer-Preis und schreibt regelmäßig für “The New Yorker”

Claudia Wenner lebt als Schriftstellerin, Publizistin und Übersetzerin in Frankfurt und Pondicherry. Sie übersetzte u.a. Virginia Woolf, Aravind Adiga, Monique Truong und Kristina Gorcheva-Newberry.

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