Andrés Barba: Die leuchtende Republik
Mit DIE LEUCHTENDE REPUBLIK gelingt Andrés Barba ein großartiger philisophischer Roman, der viel über unseren Umgang mit dem Fremden verrät.
In dem verschlafenen argentinischen Städtchen San Cristobal, das an einem großen Strom mitten im tropischen Urwald liegt, tauchen eines Tages 32 fremde Kinder auf. Niemand weiß, woher sie kommen. Sie sprechen ihre eigene Sprache, sie haben Hunger, benehmen sich asozial, sie überfallen Passanten, verwüsten sogar einen Supermarkt; gleich mehrere Kunden kommen dabei ums Leben. Die Einwohner von San Cristobal bekommen es mit der Angst zu tun, und sie werden wütend. Wie umgehen mit dem Problem? Ja, es sind noch Kinder – aber macht das einen Unterschied, wenn ihr Verhalten Menschenleben kostet? Wie lange sollen und wollen die Bewohner diesem Treiben noch tatenlos zusehen?
Die leuchtende Republik
“Die leuchtende Republik” von Andrés Barba erzählt von obdachlosen Kindern im Überlebenskampf und von der Grausamkeit der Erwachsenen. Der Autor ließ sich von dem Dokumentarfilm „The Children of Leningradsky“ inspirieren, der das harte Leben von Straßenkindern in einer Moskauer U-Bahn-Station schildert. In dem atmosphärisch dicht erzählten Roman berichtet ein städtischer Angestellter als Ich-Erzähler über die bizarren Ereignisse in seiner Heimatstadt und beschreibt dabei die Ängste und Verunsicherung der Menschen gegenüber den anarchischen Kindern, die die herrschende Ordnung auf den Kopf stellen, fremd wirken und sich mehr als nur eigensinnig verhalten. Selbst gutmeinende Erwachsene sehen sie bald als Feinde, die man entschieden bekämpfen muss. Dabei vergessen sie, dass auch diese Kinder eben Kinder sind.
Andrés Barba versteht sich als philosophischer Autor, der zu Beginn seiner Romane immer eine grundlegende Frage stellt, der er im Folgenden nachgeht. In diesem Fall geht es nicht nur um das Thema der Mündigkeit und der Rechtfertigung von Strafe und Gewalt, sondern auch um die von dem Philosophen Jürgen Habermas begründete Konsenstheorie der Wahrheit. Sie zeigt uns, wie das, was wir als Wahrheit begreifen, erst durch einen Konsens in der Betrachtung zur allgemein akzeptierten Anschauung wird. So gelingt Andrés Barba mit “Die leuchtende Republik” ein großartiger philisophischer Roman, der viel über unsere Gesellschaft und unseren Umgang mit dem Fremden verrät.
Andrés Barba, 1975 in Madrid geboren, zählt zu den zehn besten zeitgenössischen Schriftstellern Spaniens (Granta’s). Sein Roman »Die leuchtende Republik« erscheint in 21 Sprachen und wurde mit dem renommierten Premio Herralde de Novela ausgezeichnet.