Julianna Baggott: Memento – Die Überlebenden
MEMENTO von Julianna Baggott ist ein sehr düsterer wie spannender Jugend- Dystopia-Roman über das Leben in einer zerstörten Welt.
Neun Jahre ist es jetzt her, dass die Bomben fielen. Seitdem gibt es auf der Erde nur noch Zerstörung und Chaos. In dieser Welt lebt die mittlerweile 16-jährige Pressia. Sie gehört zu jenen Überlebenden, die mit dem verschmolzen sind, was sie im Moment des Bombenabwurfs gerade berührten – bei Pressia ist es ein Puppenkopf, den sie nun anstelle ihrer linken Hand trägt. Seit ihrem 16. Geburtstag müsste sie eigentlich bei einer militärischen Organisation Dienst tun, doch sie versucht, dem brutalen Drill zu entkommen. Auf ihrer Flucht trifft sie Partridge, einen Jungen, der aus dem angrenzenden Kapitol ausgerissen ist. Dort lebt jener privilegierte Teil der Bevölkerung, der rechtzeitig vor der Bombe gewarnt wurde und so den furchtbaren Verschmelzungen entgehen konnte. Partridge ist auf der Suche nach seiner tot geglaubten Mutter, die es damals nicht mehr ins Kapitol geschafft hat. Nachdem er einige mysteriöse Hinweise erhalten hat, ist Partridge jedoch überzeugt, dass sie noch am Leben ist. Pressia beschließt, ihm bei der Suche zu helfen, und gemeinsam machen sie sich auf eine gefährliche Reise.
Memento
“Memento”, der im Original “Pure” (rein) heißt, ist ein sehr düsterer Roman über das Leben in einer zerstörten Welt. Überall begegnet man Mutationen oder Menschen mit Verschmelzungen – sie sind im Augenblick des Bombenabwurfes mit dem verschmolzen, was sie gerade berührten, egal ob Mensch, Tier oder Gegenstand. In diesem Dystopia versuchen ein paar Jugendliche, gemeinsam hinter das Geheimnis des Kapitols und dessen Herrscher zu kommen. Und je mehr sie sich der Wahrheit annähern, desto erschütternder wird diese.
Die US-amerikanische Autorin Julianna Baggott, die auch als Bridget Asher und N. E. Bode Romane schreibt, mahnt in “Memento” sehr eindringlich vor wissenschaftlichem wie religiösem Fanatismus. Und sie zeigt sehr eindrucksvoll, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie ihre Ideen erbarmungslos in die Tat umsetzen und darüber jede Menschlichkeit verlieren. Leider bleiben Baggotts Figuren, für deren Einführung sie sich viel Zeit nimmt, im weiteren Verlauf von “Memento” noch etwas blass und emotionslos. Aber es ist ja noch Zeit, denn dieser düstere Fantasy-Roman für Jugendliche ist zugleich der Auftakt eines Mehrteilers.
Julianna Baggott, geboren 1969, studierte Literatur in North Carolina und lebt heute mit ihrem Mann und drei Kindern in Newark, Delaware. Publikationen von Kurzgeschichten, Erzählungen und Gedichten in Literaturzeitschriften, Zeitungen und Anthologien, etwa in der ‘Best American Poetry 2000’. Die Kunst der Lüge ist ihr erster Roman.