Basma Abdel Aziz: Das Tor
DAS TOR von Basma Abdel Aziz ist eine Warnung vor staatlichen autoritären Strukturen, die sie hier gekonnt ad absurdum führt.
Gelesen von Richard Barenberg
Nachdem die Aufstände niedergeschlagen worden sind, wird das Netz der Kontrolle immer enger gezogen. Für alles brauchen die Menschen eine Genehmigung vom Staat. Und dazu müssen sie sich vor dem Tor anstellen. Es heißt, dass dort täglich Anträge bearbeitet werden. Die wartende Menge wird immer größer. Nur: Am Tor tut sich nichts. In der Schlange treffen sich verschiedenste Menschen. Tarik steht da, weil er als Arzt eine Genehmigung für das Operieren von Yehya braucht, der während der Aufstände von einer Kugel getroffen wurde. Amani versucht derweil, an Yehyas Röntgenbilder zu kommen und zahlt dafür einen hohen Preis. Je länger die Menschen in der Schlange stehen, desto mehr verändern sie sich. Und mehr und mehr nehmen die Repressionen des Staates zu…
Das Tor
Basma Abdel Aziz erzählt in ihrem beklemmenden Roman “Das Tor” von einer bedrückenden Situation, die stark an Franz Kafkas Klassiker “Der Prozess” oder an George Orwells “1984” erinnert. Alle Romane haben die Vision einer undurchdringlichen dystopischen Bürokratie gemeinsam, und auch Abdel Aziz zeigt hier die totalitäre Absurdität einer selbstherrlichen Verwaltung. Immer hilflosere Bürger kämpfen gegen undurchsichtige Gesetze, die von einer abstrakten, nie in Erscheinung tretenden Regierung verordnet werden. Damit zieht sie nicht nur einige Parallelen zum arabischen Frühling und dessen Nachwirkungen, sondern kritisiert ganz allgemein den staatlichen Autoritarismus. Dabei vergisst sie auch nicht, den wachsenden Einfluss des religiösen Fundamentalismus’ zu erwähnen und schildert sehr eindrücklich die Gefühle und existenziellen Unsicherheiten der einfachen Leute, deren Freiheiten immer mehr eingeschränkt werden. Besonders hebt sie dabei einige Frauen mit ihren unterschiedlichen Schicksalen hervor.
So ist “Das Tor” eine Warnung vor staatlichen autoritären Strukturen, die die ägyptische Autorin Basma Abdel Aziz hier gekonnt ad absurdum führt – und die dennoch die Verzweiflung ihrer Protagonisten nähren. Spannend gelesen von Richard Barenberg.
Basma Abdel Aziz ist 1976 in Kairo, Ă„gypten, geboren. Sie arbeitet als KĂĽnstlerin, Schriftstellerin und Psychiaterin mit dem Spezialgebiet der Behandlung von Folteropfern. In ihrer Heimat setzt sie sich unermĂĽdlich fĂĽr den Kampf gegen UnterdrĂĽckung und die Verletzung von Menschenrechten ein. FĂĽr ihr literarisches Schaffen wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin lebt in Kairo.
© Random House Audio
Hörbuch Download,
ca. 6h 38min
Random House Audio
ISBN: 978-3-8371-5139-8
Original: The Queue
(Dar Altanweer)