Jussi Adler-Olsen: Verachtung
2012,  Dänemark,  Skandinavien,  Thriller

Jussi Adler-Olsen: Verachtung

VERACHTUNG von Jussi Adler-Olsen ist ein fesselnder Mix aus Krimi-Spannung, interessanten Hintergrundinfos und amüsant-bizarren Humor.

Seit dem Fall, bei dem ein Kollege ums Leben kam. Und ein anderer seitdem querschnittsgelähmt ist, ist Kommissar Carl Mørk in den Keller des Polizeipräsidiums Kopenhagen versetzt worden. Um dort an den sogenannten “Cold Cases” zu arbeiten – alte Fälle, die nie aufgeklärt wurden. Ein Abstellgleis also. Doch Carl Mørk, sein syrischer Raumpfleger Assad und die findige Sekretärin Rose überraschen immer wieder mit ungewöhnlichen Erkenntnissen über die kriminologischen Altlasten. Gleich mit mehreren solcher Fälle muss sich Carl Mørk und sein kleines Team vom “Sonderdezernat Q” dieses mal auseinandersetzen.

Und ausgerechnet jetzt tauchen Indizien auf, die ihn stark belasten, durch Bestechung an dem Schicksal seiner beiden früheren Partner beteiligt gewesen zu sein. Gleichzeitig entdecken Assad und Rose einen Zusammenhang zwischen einer Reihe von vermissten Personen aus dem Jahre 1987. Immer wieder führen die Spuren zu Nete Hermansen, einer alten Dame, der durch die Behörden böse mitgespielt wurde. In ihrer Jugend wurde sie auf die Insel Sprogø in ein Heim für junge Frauen und Mädchen verbannt und dort zwangssterilisiert. Eine andere Spur aber führt zu einem Arzt, der mit seinen rechtsradikalen Ansichten gerade dabei ist, ins dänische Parlament einzuziehen.

Wieder einmal verwebt Jussi Adler-Olsen mehrere Zeitebenen und Handlungen miteinander. Und wie schon in seinen vorangegangenen Krimis “Erbarmen”, “Schändung”, und “Erlösung” lässt er dem Leser wieder viel Raum zum Spekulieren, welchen Verlauf die Story dieses Mal wohl nehmen wird. Klar, dass Adler-Olsen auch in “Verachtung” immer wieder für eine echte Überraschung gut ist. Gekonnt verzahnt er dabei die Geschehnisse aus dem Jahr 1987 mit den Ereignissen von heute – und rechnet nebenbei mit der rechten Politik ab, die auch in Dänemark zuletzt sehr stark geworden ist. Zugleich geht er auf ein düsteres Kapitel der dänischen Geschichte ein. Von den 1920er bis in die 1960er Jahre hinein wurden auf der dänischen Insel Sprogø “moralisch verkommene” Frauen untergebracht. Viele wurden dort auf unbestimmte Zeit unter sehr bedenklichen Umständen festgehalten, und bei bis zu 8000 von ihnen sollen Zwangssterilisationen vorgenommen worden sein.

Die Verantwortlichen von Sprogø sperrten, nach dem Konzept der so genannten Kellerschen Anstalten verwaltet, die geistig Behinderte und Lernschwache einfach weg. Seinen sympathischen Held*innen vom “Sonderdezernat Q”, die bei ihren Recherchen sich mit diesen Schicksalen konfrontiert sahen, räumt Adler-Olsen wieder viel Platz ein. Auch das eine oder andere kleine Geheimnis der Drei lüfete dabei. So ist “Verachtung” wieder ein wunderbar fesselnder Mix aus Krimi-Spannung, interessanten Hintergrundinfos und amüsant-bizarren Humor. Dass der Titel dabei ein wenig an die Stieg Larsson-Krimis erinnert, sollte niemanden verwirren. Jussi Adler-Olsen hat seinen ganz eigenen Stil, um uns – seine Leser – zu begeistern.

Jussi Adler-Olsen ist am 2. August 1950 in Kopenhagen geboren. Er studierte Medizin, Soziologie, Politische Geschichte und Film und arbeitete in vielen verschiedenen Berufen. 1997 erschien sein erster Roman ‚Alfabethuset`. Jussi Adler-Olsen ist verheiratet und Vater eines Sohnes.

hallo-buch.de - 
Rezensionen und 
Buchtipps von Silke Schröder
hallo-buch.de

      

© DTV
544 Seiten
August 2012
ISBN: 978-3423280020
Original: Journal 642

      

Weitere spannende Krimis aus Denmark

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner